Einblicke in die Gesundheitspolitik

Deutschland als zusätzliche Kraft für Veränderungen im Kampf gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs)

A young boy is getting a stethoscope from a stethoscope.

Weltweit sind über eine Milliarde Menschen von vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) betroffen. Viele der Betroffenen leben in Armut, unter schlechten sanitären Bedingungen und in engem Kontakt mit infektiösen Überträgern. Die Krankheiten können die Betroffenen arbeitsunfähig machen, und viele führen zu Entstellungen und Behinderungen oder sogar zum Tod. Sie wirken sich auf die Lebenserwartung und die Bildung aus und haben negative wirtschaftliche Folgen sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft.

Eine Analyse von Deutschlands Beitrag zur Bekämpfung von NTDs

Obwohl diese Krankheiten in vielen Ländern weit verbreitet sind, sind NTDs in Deutschland unbekannt. Von diesen Krankheiten sind arme Bevölkerungsschichten unverhältnismäßig stark betroffen.

 

Im Dezember 2017 veröffentlichte das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten eine Studie mit dem Titel „Integrierte Umsetzung bei der Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten – das Potenzial Deutschlands.“ Die Studie, die im Mittelpunkt dieses Artikels steht, wurde von Ilona Kickbusch – Beraterin der Weltgesundheitsorganisation und des deutschen Bundesministeriums für Gesundheit – durchgeführt und sollte analysieren, wie sich Deutschland an der Bekämpfung von NTDs beteiligt und wie das Land seinen Beitrag zur Eindämmung der Verbreitung von NTDs verbessern könnte.

 

Unterstützung einer nachhaltigen Gesundheitslösung

Die deutsche internationale Gesundheitspolitik hat sich auf die Stärkung der Gesundheitssysteme konzentriert, aber der Kampf gegen NTDs hat bisher eine untergeordnete Rolle gespielt. Eine mögliche Erklärung dafür ist die Tatsache, dass eine Schlüsselmaßnahme zur Bekämpfung von NTDs die präventive Massenverabreichung von Medikamenten ist, was ein „vertikales“ Gesundheitsprogramm beinhaltet. Vertikale Programme zielen in der Regel auf bestimmte Bereiche ab und decken im Großen und Ganzen nicht die grundlegenden Gesundheitsbedürfnisse ab. Heutzutage wird von vertikalen Gesundheitsprogrammen erwartet, dass sie ebenfalls das Ziel verfolgen, die Gesundheitsversorgung für alle zugänglich zu machen – flächendeckende Gesundheitsversorgung (Universal Health Coverage, UHC).

 

Im September 2015 haben die Vereinten Nationen die Länder dazu aufgerufen, eine Reihe von 17 Zielen zu verabschieden, um die Armut zu beenden, den Planeten zu schützen und Wohlstand für alle zu sichern: die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Der Kampf gegen NTDs fügt sich in den Kontext der SDGs ein und fördert ein „horizontales“ Gesundheitsprogramm, das auch Faktoren wie den Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Bedingungen berücksichtigt. Ein Gesundheitssystem, das diese Probleme nicht in Angriff nimmt, wird keine nachhaltige Lösung für das Problem finden; es ist wichtig, dass die Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsversorgung das Konzept der UHC berücksichtigen.

 

Deutschlands Potenzial als Vorreiter im Kampf gegen NTD

Laut der Studie kommen in diesem Zusammenhang die Stärken Deutschlands zum Tragen. Das Potenzial Deutschlands, eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung von NTDs zu spielen, ist in drei Merkmalen der deutschen Entwicklungs- und Gesundheitspolitik begründet:

 

  1. Deutschlands Erfahrungen bei der Verbesserung der Gesundheits- und Sozialversicherungssysteme
  2. Auch Schlüsselbereiche der deutschen Entwicklungspolitik sind von NTDs betroffen
  3. Die zunehmend führende Rolle Deutschlands in der internationalen Gesundheitspolitik. Während der deutschen G20-Präsidentschaft stand die globale Gesundheitspolitik zum ersten Mal ganz oben auf der Tagesordnung.

 

Deutschland wird als ein Land angesehen, das in Bezug auf die Integration des Kampfes gegen NTDs in die Agenda des Gesundheitssystems eine Vorreiterrolle spielen könnte.

 

Die Londoner Erklärung und das Engagement von Bayer im Kampf gegen NTDs

Deutschland könnte zwar dazu beitragen, den Weg zur Bekämpfung von NTDs zu ebnen, doch sind branchenübergreifende Zusammenarbeit und öffentlich-private Partnerschaften von grundlegender Bedeutung für die weitere Intensivierung der Forschung und Entwicklung in diesem Bereich.

 

Im Jahr 2012 unterzeichnete eine von Pharmaunternehmen (darunter Bayer) und der Bill & Melinda Gates Foundation initiierte Gruppe gemeinsam mit Regierungen und philanthropischen Organisationen sowie Nichtregierungsorganisationen, Hochschulen und der Forschung die Londoner Erklärung mit dem Ziel, bis 2020 zehn NTDs zu kontrollieren, zu beseitigen und zu besiegen.

 

Bayer engagiert sich mit seinen Wirkstoffen Suramin und Nifurtimox zur Bekämpfung der Afrikanischen Schlafkrankheit und der Chagas-Krankheit seit langem im Kampf gegen NTDs. Seit mehr als 10 Jahren werden diese Medikamente kostenlos an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gespendet. Darüber hinaus hat Bayer sein Engagement ausgeweitet, indem es eine pädiatrische Formulierung des Wirkstoffs Nifurtimox für die Chagas-Krankheit entwickelt und Dritten Zugang zu ausgewählten Substanzen aus seinen Substanzbibliotheken gewährt hat, um neue Behandlungsmöglichkeiten für NTDs zu finden.

 

Quellen:


1 Weltgesundheitsorganisation – Vernachlässigte Tropenkrankheiten
 http://www.who.int/neglected_diseases/diseases/en; Letzter Aufruf Januar 2018
2 Deutsches Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten – Ganzheitliche Maßnahmen zur Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten - das Potenzial
Deutschlands http://www.dntds.de/de/publikationen.html; Letzter Aufruf Januar 2018
3 Vereinte Nationen – Ziel für
nachhaltige Entwicklung http://www.un.org/sustainabledevelopment/sustainable-development-goals/; Letzter Aufruf Januar 2018
4 Zentren für Krankheitsbekämpfung und
 -prävention www.cdc.gov/globalhealth/ntd/diseases/index.html; Letzter Aufruf im Januar 2018

Autor
Ein Mann im blauen Anzug lächelt in die Kamera.
Tobias Helmstorf
Veröffentlicht: 30. Jan 2018
4 Min. Lesedauer