Unternehmensgeschichte

Ölkrise und Konsolidierung (1974–1988)

1966 kommt es zu einer ersten leichten Rezession in der wirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik, aber erst die Ölkrise 1973/74 beendet die Zeit des „Wirtschaftswunders“ endgültig. Als Kurt Hansen zur Hauptversammlung 1974 den Vorsitz im Vorstand an Herbert Grünewald übergibt, befindet sich die Weltwirtschaft in einem tiefgreifenden Umbruch. Innerhalb weniger Monate vervielfachen sich die Preise für Chemierohstoffe aus Erdöl. Auch Bayer ist von dieser Entwicklung betroffen. Einen Tiefpunkt erreicht die Krise Anfang der 80er Jahre, als es zu einer weltweiten schweren Rezession kommt.

 

Ausbau des Auslandsgeschäfts

Trotz der ungünstigen Rahmenbedingungen baut Bayer sein internationales Engagement mit Schwerpunkten in Westeuropa und den USA aus. 1974 erfolgt in den USA die Übernahme von Cutter Laboratories Inc., 1978 von Miles Laboratories Inc.. Damit kann Bayer eine bedeutende Position auf dem US-Pharmamarkt gewinnen.
Auch in Deutschland erweitert das Unternehmen seine Produktionsbasis. 1973 wird der Grundstein für das fünfte deutsche Bayerwerk Brunsbüttel gelegt. Der Standort wird kontinuierlich ausgebaut.

 

Umweltschutz bei Bayer

In den 70er Jahren verstärkt sich in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für Umweltprobleme. Auch Bayer intensiviert seine Bemühungen im Umweltschutz. 1971 wird die größte industrielle Kläranlage Europas von Bayer und der Erdölchemie GmbH in Dormagen in Betrieb genommen. 1980 wird die Bayer-Turmbiologie zur biologischen Abwasserklärung in Leverkusen fertiggestellt.
Die Anstrengungen auf dem Gebiet des Umweltschutzes finden ihren Niederschlag auch in der drastischen Senkung der Emissionen. Zwischen 1977 und 1987 sinkt der Anteil der Schwermetalle im Wasser um 85 bis 99 Prozent, und die Schadstoffemissionen in die Luft reduzieren sich um 80 Prozent. Die Selbstverpflichtung zum Umweltschutz drückt sich auch bei den Investitionen aus. 1987 beschließt die Unternehmensleitung, in den folgenden drei bis fünf Jahren rund drei Milliarden DM für den Umweltschutz aufzuwenden.

 

Ausbau der Pharma- und Pflanzenschutz-Forschung

Auch die Forschungsanstrengungen werden intensiviert. Pharma- und Pflanzenschutzforschung werden kontinuierlich ausgebaut. 1979 beginnt man mit dem Bau des großen Pflanzenschutzzentrums in Monheim, das Investitionen von etwa 800 Mio. DM erfordert und 1988 fertiggestellt werden kann. Im gleichen Jahr wird das Pharma-Forschungszentrum in West Haven, Connecticut, eingeweiht. Erfolgreiche Produkte der Bayer-Forschung sind in diesen Jahren beispielsweise das Herz-Kreislaufmittel Adalat™ (1975), das Medikament Ciprobay (1986) als erstes Breitspektrum-Antibiotikum aus der Klasse der Chinolone von Bayer. oder auch das Pflanzenschutzmittel Bayleton (1976) gegen Schadpilze in der Landwirtschaft. Beim Umsatz zeigt sich eine deutliche Strukturverschiebung. Besonders expandieren in den 70er Jahren die Sparten Pharma, Pflanzenschutz sowie Kunststoffe und Lackrohstoffe. Regional betrachtet nimmt in dieser Zeit vor allem der Umsatz in Nordamerika und Fernost überdurchschnittlich zu. 1987 erreicht der Auslandsanteil 78% des gesamten Umsatzes, und rund 45% aller Mitarbeiter sind außerhalb der Bundesrepublik beschäftigt.

Unter dem Vorsitz von Hermann Josef Strenger, der 1984 Vorstandsvorsitzender wird, erfolgt 1986 der Erwerb der Firma Hermann C. Starck GmbH, einem bedeutenden Produzenten von Sondermetallen und Hochleistungskeramik.

1988 besteht das Unternehmen 125 Jahre. Der Konzernumsatz beträgt in diesem Jahr rund 40 Mrd. DM und weltweit werden mehr als 165.000 Menschen beschäftigt. Im gleichen Jahr wird die Bayer AG als erstes deutsches Unternehmen an der Börse in Tokio notiert.