Laufen für den guten Zweck - ein Rennen, das sein Leben verändert
Normalerweise joggt Bayer-Mitarbeiter Ralf Weske für sich – und das manchmal sogar die 16 Kilometer bis zu seinem Arbeitsplatz nach Leverkusen und am Abend wieder nach Hause. Dieses Jahr lief er das erste Mal für andere. Er nahm an einem Charity-Lauf in Tansania teil und sammelte dafür Spenden, die in Hilfsprojekte fließen.
Ralf Weske ist gut drauf: Er steht am Fuße des Kilimandscharo und stärkt sich mit einem letzten isotonischen Getränk vor dem Start. Dieser Lauf ist kein x-beliebiger Lauf. Der 47-Jährige ist nach Tansania gereist, um dort an einem Muskathlon teilzunehmen. Das ist ein Rennen für den guten Zweck: Die Teilnehmer laufen einen Marathon, also circa 42 Kilometer, und müssen vorher mindestens 10.000 Euro an Spendengeldern sammeln, die in Projekte in Tansania fließen.
„Genau das hat mich gereizt“, sagt Ralf Weske, der in Leverkusen bei Business Services arbeitet. „42 Kilometer laufen, das habe ich früher schon mal geschafft, aber dass ich so viel Geld einsammeln könnte, das war schwieriger vorzustellen.“
Trotzdem hat er mit dem Training begonnen und dann seine Kollegen bei Bayer gefragt, ob sie ihn unterstützen würden. „Drei, vier Leute haben sofort ja gesagt und dann habe ich mich angemeldet.“ Über den YouTube-Kanal und die Internetseite „Running Walf“ suchte er nach weiteren Spendern und hielt seine Kollegen über sein Training und das Hilfsprojekt auf dem Laufenden. „Die Idee, dass ich etwas mache und andere sich damit identifizieren und spenden – die fand ich genial.“
Nach acht Monaten hatte er über 16.000 Euro für Hilfsprojekte in Tansania gesammelt. „Es sind etwa 100 Spender zusammengekommen, die mich unterstützt haben. Das macht mich sehr stolz!“ Vier Kollegen bei Bayer haben sogar eine Patenschaft für ein Kind übernommen und wollen langfristig helfen.
Während all dieser Zeit hat sich Weske auf den Lauf seines Lebens vorbereitet – und nun ist es so weit. Die ersten Meter über die Straßen durch die Stadt Moshi sind kein Problem. Dann wird der Untergrund matschiger. Ralf Weske legt ein gutes Tempo vor und hat um sich herum Läufer, mit denen er die ersten Kilometer genießt. Genau für diesen Tag hat er trainiert. „Es gibt Leute, die machen sich ausgeklügelte Trainingspläne“, sagt er und grinst: „Ich gehöre nicht dazu.“ Etwa 150 Kilometer im Monat ist er zuletzt gelaufen, insgesamt über 1.000 zur Vorbereitung. Das zahlt sich jetzt aus. Sein Ziel: die Marathonstrecke in unter vier Stunden.
Die Strecke ist abwechslungsreich. Mal läuft er über eine holprige, einsame Straße, mal durch ein Dorf, in dem Hunderte Menschen ihn vom Straßenrand aus anfeuern. „In Tansania gibt es nicht so viele Gegensätze zwischen Arm und Reich“, sagt Weske, „denn so viel Reich gibt es da nicht.“
Eine Woche lang war Weske insgesamt in Tansania. Vor Ort hat er sich davon überzeugen können, wie die christliche Hilfsorganisation Compassion die Spenden der Läufer einsetzt und wie die insgesamt 94.000 Kinder dort betreut werden. „Ich war sehr beeindruckt“, erzählt der Leichlinger, „einer unserer Übersetzer ist als Kind selbst von Compassion betreut worden. Inzwischen ist er Anwalt und vertritt tansanische Firmen vor der Welthandelsorganisation. Ohne diese Hilfe von Compassion würde er immer noch unter desaströsen Bedingungen leben, sagt er. Jetzt wolle er seinem Land etwas zurückgeben.“
Nach 34 Kilometern geht dann plötzlich nichts mehr. Weske steht mitten im Nirgendwo in Tansania. Der Bauch schmerzt, kalter Schweiß steht auf der Stirn. „Wahrscheinlich ist mir das isotonische Getränk vor dem Start nicht so gut bekommen“, vermutet er und quält sich weiter. Langsam verliert er seine Mitläufer und trabt allein durch Tansania. Doch Aufgeben kommt nicht in Frage. Also beschließt er zu gehen. „Ich wollte auf jeden Fall ankommen.“
Dann, kurz vor dem Ziel, erlebt er den vielleicht schönsten Moment der ganzen Reise. Ein kleiner Junge am Streckenrand erkennt, dass Weske nicht mehr kann. Er rennt auf ihn zu, nimmt seine Hand und läuft mit ihm weiter. Etwas später kommt ein zweiter Junge und nimmt die andere Hand. „Die beiden haben mich dann gezogen“, erinnert er sich nach dem Lauf, „ein unfassbar schöner Moment.“ Mit einer Zeit von 4 Stunden und 33 Minuten erreichte er endlich das Ziel.
Inzwischen sitzt Ralf Weske wieder in seinem Büro in Leverkusen. Der Muskathlon ist lange vorbei, aber die Erinnerung bleibt: „Man kehrt zwar in sein Leben zurück, aber irgendetwas hat sich geändert. Meine Alltagsprobleme hier sind kleiner geworden. Das, was die Menschen in Tansania jeden Tag erleben, das sind Probleme!“ Und die möchte er gerne mit Spenden weiter verringern. Vielleicht auch durch einen zweiten Muskathlon? Der nächste Lauf findet in Kenia statt. „Ich würde das schon gerne machen“, sagt Weske, „dann aber garantiert ohne isotonisches Getränk.“