Was hält die Zukunft für Patienten mit Krebs bereit?
Trotz der großen Fortschritte, die wir im Kampf gegen Krebs bereits erzielt haben, und obwohl bereits viele Behandlungen zur Verfügung stehen, gibt es bei vielen Krebsarten weiterhin einen großen ungedeckten medizinischen Bedarf. Krebs ist immer noch eine der häufigsten Todesursachen weltweit und war im Jahr 2020 für fast 10 Millionen Tote verantwortlich. Doch wo stehen wir im Kampf gegen den Krebs – werden wir ihn eines Tages besiegen?
Warum benötigen wir andere Therapieformen, die über Chemotherapie hinausgehen?
Herkömmliche Krebstherapien sind oft mit starken Nebenwirkungen verbunden. Beispielsweise tötet eine Chemotherapie nicht nur viele Krebszellen, sondern zugleich auch viele gesunde Zellen ab. Das ist der Grund für zahlreiche Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit einer Chemotherapie auftreten können.
Daher arbeitet die Forschung an neuen Therapien, die den Krebs gezielter und immer differenzierter angreifen, um so die bestmögliche Wirkung bei vertretbaren Nebenwirkungen zu erreichen.
Das Ziel der modernen Therapien ist, direkt auf den gestörten Mechanismus und die treibenden Faktoren für das Tumorwachstum einzuwirken und so eine Schädigung des umliegenden gesunden Gewebes zu begrenzen. Da diese Behandlungen spezifisch auf die besonderen Merkmale des Tumors abzielen, sind sie potentiell mit deutlich weniger Nebenwirkungen verbunden.
Wo stehen wir im Kampf gegen den Krebs?
Auch wenn heute bei mehr Menschen eine Krebsdiagnose gestellt wird und Krebs weiterhin die führende Todesursache ist, nimmt die Zahl der Menschen, die an Krebs sterben, ab, und die Überlebensraten steigen kontinuierlich an. Beispielsweise sind die Überlebensraten auf alle Krebstypen gesehen in den USA in den letzten Jahrzehnten von 50 % auf über 67 % angestiegen, so dass zwei von drei Patienten mit einer Krebserkrankung nach fünf Jahren noch leben. Auch in Europa gab es in allen Ländern bei den häufigsten Krebstypen einen Anstieg der 5-Jahres-Überlebensraten.
Zum Beispiel Prostatakrebs – der zweithäufigste Krebstyp bei Männern weltweit: Mit 5-Jahres-Überlebensraten im Bereich von 90-98 % können wir diese Krebsart heute sogar als chronische Erkrankung definieren. Für die Patienten bedeutet dies mehr Zeit mit der Familie und Freunden – mehr wertvolle Momente, in denen sie ihr Leben genießen können.
Die wichtigsten Gründe für diese positive Entwicklung: Fortschritte bei der Diagnostik und bei unserem Verständnis der Krankheitsmechanismen ermöglichen bessere und präzisere Behandlungsansätze. Wir wissen heute, dass derselbe Krebstyp bei verschiedenen Patienten höchst unterschiedlich sein kann. Immer öfter kann die Wahl der onkologischen Therapie auf die individuellen Merkmale des Patienten und seiner Erkrankung zugeschnitten werden, was die Chancen erhöht, dass der Patient auf die Behandlung anspricht. Wo Behandlungsmöglichkeiten bestehen, spielen die Präferenzen des Patienten zunehmend eine größere Rolle in Gesprächen zwischen ihm und dem Arzt, um den besten Therapieansatz zu bestimmen und letztendlich das Ergebnis der Therapie zu verbessern.
Aufgrund der vielfältigen Formen von Krebs berücksichtigt die Präzisionsmedizin die Variabilität der Patienten und sucht nach genomischen Veränderungen, die einen bestimmten Krebs antreiben. Mit diesem Wissen kann der Arzt die Behandlung viel besser und gezielter auf den individuellen Patienten abstimmen.
Molekulardiagnostische Tests sind eine Grundvoraussetzung, um die Eignung des Patienten für präzisionsonkologische Therapien zu beurteilen. Ziel ist es, der richtigen Person zur richtigen Zeit die richtige Krebsbehandlung zu geben, die durch die spezifische Charakterisierung des Patienten bestimmt wird.
Was hält die Zukunft für Patienten mit Krebs bereit?
Die Präzisionsmedizin profitiert von den großen Fortschritten auf dem Gebiet der Molekulardiagnostik. So ermöglicht die Sequenzierung der nächsten Generation den Nachweis von Genomveränderungen, die das Wachstum eines Tumors fördern, und liefert wichtige Informationen darüber, wie wahrscheinlich ein Patient auf eine Behandlung ansprechen wird.1 Statt „einer Lösung für alle“ wird in Zukunft die Behandlung sehr spezifisch und noch weiter auf den individuellen Tumor des Patienten zugeschnitten werden.
Beispielsweise werden wir immer mehr Wirkstoffe sehen, die zielgerichtet auf spezifische intrazellulären Signalwege der Tumorzellen einwirken, um das Tumorwachstum zu verlangsamen oder zu stoppen. Wo es möglich ist, wird dies mit der Untersuchung auf einen bestimmten Biomarker verbunden sein, um diejenigen Patienten zu identifizieren, die höchstwahrscheinlich von dieser Behandlung profitieren werden.
Ein weiterer Ansatz ist die Reaktivierung des Immunsystems in der Umgebung des Tumors, damit die Immunzellen den Tumor als solchen erkennen und ihn dann selbst zerstören können.
Tumoren mit Alpha-Strahlung bekämpfen
Die Strahlentherapie spielt seit Jahren bei der Behandlung vieler Krebstypen eine große Rolle. Sie verfolgt das Ziel, den Tumor durch von außen einwirkende Strahlung zu verkleinern. Dank zielgerichteter Radionuklid-Therapien ist es heute möglich, die Strahlung direkt zum Ort des Tumors in den Körper zu bringen. Hierbei können verschiedene Radionuklide – Alpha-oder Beta-Strahler – verwendet werden. Diverse Wirkstoffkandidaten befinden sich derzeit in der Entwicklung. Bei Bayer sind zielgerichtete Alpha-Therapien im Fokus, eine neue Form der Radionuklid-Therapie gegen verschiedene Tumoren, für die ein hoher medizinischer Bedarf besteht. Dort kann die energiereiche Alpha-Strahlung Doppelstrangbrüche in der DNA der Tumorzellen und damit schwer zu reparierende Schäden verursachen, an denen die Zellen schließlich zugrunde gehen. Das Ziel ist eine hohe Antitumor-Wirksamkeit bei minimaler Schädigung des umgebenden gesunden Gewebes. Beim Prostatakrebs geht das Konzept bereits auf und bietet Männern mit metastasiertem Tumor eine Alternative zur Chemotherapie.
Eine Sonderform der Alpha-Therapie sind zielgerichtete Thorium-Konjugate. Bei diesen wird das Alpha-Radionuklid Thorium-227 mit einem tumorspezifischen “Transportmittel“, wie beispielsweise einem Antikörper oder anderen zielgerichteten Molekül verknüpft, der oder das die Alpha-Strahlung zur Tumorzelle transportiert. Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass es dabei neben der direkten Antitumor-Wirkung der Alpha-Strahlung auch zu einer Aktivierung des Immunsystems in der Mikroumgebung des Tumors kommen kann. Mit der zielgerichteten Radionuklid-Therapie können außerdem im Körper verstreute Tumormetastasen bekämpft werden, was ein Vorteil gegenüber einer externen Strahlentherapie ist.
Was können Patienten mit Krebs selbst tun, um ihr Behandlungsergebnis zu verbessern?
Jedes Jahr werden mehr gegen neue Zielstrukturen gerichtete oder auf neuen Mechanismen basierende Arzneimittel entwickelt. Allerdings wissen die Patienten und die Personen in ihrem Umfeld nicht immer von den Vorteilen dieser neueren Behandlungen mit ihrer hohen Wirksamkeit und ihren reduzierten Nebenwirkungen. Zusätzlich erleben wir enorme Entwicklungen im Bereich der Diagnostik. Diese sind die Voraussetzung dafür, eine Krebserkrankung und die für das Tumorwachstum verantwortlichen Treiber frühzeitig zu erkennen und dem Patienten möglichst bald nach Erkrankungsbeginn eine optimale Versorgung zu ermöglichen. Einige diagnostische Tests, wie z.B. Untersuchungen des Tumorgenoms, sind nicht immer Bestandteil der Routinediagnostik. Angesichts der beispiellosen Geschwindigkeit, mit der immer neue medizinische Innovationen in die Onkologie Einzug halten, wird es noch wichtiger, dass die Patienten gut über ihre Erkrankung Bescheid wissen und in der Lage sind, mit ihrem Arzt über ihre persönlichen Präferenzen zu sprechen. Durch gemeinschaftliche Entscheidungen lassen sich schließlich bessere Ergebnisse für die Patienten erzielen.
Was Patienten tun können:
Sich informieren und stets auf dem Laufenden bleiben
Es ist wichtig, dass Sie über Ihre Erkrankung und die zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten Bescheid wissen, damit Sie mit Ihrem Onkologen darüber reden können. Zusätzlich zu den Informationen, die Sie von Ihrem Arzt erhalten, stellen viele Krebsgesellschaften und Selbsthilfegruppen weitere Informationen zu verschiedenen Krebstypen, Behandlungsmöglichkeiten und Unterstützungsangeboten zur Verfügung.
Halten Sie Ihre Arzttermine ein
Auch wenn Sie Angst vor einem Untersuchungsergebnis haben oder vielleicht gerade nicht in der Stimmung sind – regelmäßige Termine bei Ihrem Arzt sind für eine erfolgreiche Behandlung wichtig. Nur so können Entwicklungen im Verlauf Ihrer Erkrankung rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden.
Bereiten Sie sich auf Ihre Arzttermine vor
Je besser Sie auf Ihren Arzttermin vorbereitet sind, desto besser können Sie Ihr Befinden erklären und über Ihre individuellen Präferenzen sprechen. Eine Liste mit Notizen kann sicherstellen, dass Sie alle Ihre Fragen und Bedenken ansprechen.
Bitten Sie um Unterstützung
Bitten Sie ein Familienmitglied, einen Freund oder eine sonstige Bezugsperson, Sie zu Ihrem Termin zu begleiten. Vielleicht haben diese auch Fragen, die sie in das Gespräch einbringen möchten.
Der Kampf gegen Krebs wird in Zukunft nicht aufhören. Das Ziel aller Bestrebungen ist jedoch, dass Patienten, bei denen Krebs diagnostiziert wurde, die richtige Behandlung zur richtigen Zeit in der richtigen Dosis erhalten können - was ihnen mehr Zeit und Lebensqualität gibt oder sogar dazu führt, dass der Krebs für den Rest ihres Lebens nicht zurückkehrt.
Bayer in der Onkologie
Mit dem Ziel, das Leben von Menschen zu verbessern, arbeitet Bayer an der Erweiterung seines Portfolios für innovative Behandlungen. Mit großem Einsatz entwickeln wir neue Arzneimittel, die dazu beitragen, das Leben von Menschen mit Krebserkrankungen zu verlängern und zu verbessern. Bayer konzentriert seine Forschungsaktivitäten auf First-in-Class-Innovationen über die folgenden wissenschaftlichen Plattformen: Molekulare Präzisionsonkologie, gezielte Alpha-Therapien und Immunonkologie. In unseren verschiedenen Schwerpunktbereichen haben wir mehrere Behandlungen gegen Prostatakrebs auf dem Markt oder in der Entwicklung. Dabei ist unser Ziel, über die verschiedenen Krankheitsphasen hinweg nicht nur das Leben zu verlängern, sondern gleichzeitig die Nebenwirkungen der Behandlung zu verringern.