Autoimmunerkrankungen sind derzeit unheilbar – wie neue zielgerichtete Therapien das ändern könnten
Ein gesundes Immunsystem schützt den Körper vor Krankheiten und Infektionen. Autoimmunerkrankungen treten auf, wenn das Immunsystem aus dem Gleichgewicht gerät und überaktiv wird. Der Körper attackiert und schädigt dann eigenes Gewebe. Derzeit sind Autoimmunerkrankungen unheilbar – aber neue zielgerichtete Therapien könnten Patienten auf der ganzen Welt Hoffnung auf Heilung geben.
In den meisten Fällen sind die Auslöser für ein überaktives Immunsystem unbekannt. Die Diagnose einer Autoimmunerkrankung kann jedoch chronische Entzündungen, stark belastende Schmerzen und lebensbedrohliche Gesundheitsprobleme bedeuten. Schätzungsweise leiden etwa 8 % der Weltbevölkerung unter Autoimmunerkrankungen.
Heute sind nahezu 100 Autoimmunerkrankungen bekannt, darunter Lupus, Diabetes Typ 1, multiple Sklerose, Zöliakie, Reizdarmsyndrom, Morbus Crohn und chronische Polyarthritis.
Im Allgemeinen bewirken die aktuell verfügbaren Therapien lediglich eine Verringerung oder Unterdrückung der Gesamtaktivität des Immunsystems. Diese damit einhergehende Schwächung des Immunsystems setzt Patienten jedoch einem erhöhten Risiko für Infektionen und andere Erkrankungen aus.
Was wäre aber, wenn wir gezielt auf die betroffenen Zellen und Gewebe einwirken könnten, ohne das Immunsystem insgesamt zu schwächen? Könnten wir Autoimmunerkrankungen womöglich besser behandeln oder sogar heilen?
Einen solchen Paradigmenwechsel treibt Leaps by Bayer, die Impact Investment Unit der Bayer AG, voran, indem sie in bahnbrechende Verfahren zur Weiterentwicklung zielgerichteter kurativer Immuntherapien investieren.
Leaps by Bayer zielt darauf ab, Lösungen für einige der größten Herausforderungen der Menschheit in den Bereichen Gesundheit und Landwirtschaft voranzutreiben. Der Ansatz basiert auf den 10 Leaps (Quantensprünge), deren Bewältigung enorme Auswirkungen auf die Menschheit haben könnte.
„Leap“ Nummer 6 hat das Ziel, Autoimmunerkrankungen und chronische Entzündungen zu bekämpfen. Durch die systematische Erforschung von Autoimmunerkrankungen und chronischen Entzündungen und die Entwicklung neuartiger Therapieansätze können Patienten Schmerzen, kontinuierliche Therapieprogramme und lebensbedrohliche Zustände erspart werden. Diesen Aufgaben widmen sich die drei neuesten Unternehmen im Portfolio: Mozart Therapeutics, GRO Biosciences und Deka Biosciences.
Mozart Therapeutics: Erforschung von T-Zellen für die Behandlung von Autoimmun- und Entzündungskrankheiten wie Zöliakie
T-Lymphozyten sind als weiße Blutzellen ein essentieller Bestandteil des Immunsystems. Die Untergruppe der regulatorischen CD8-positiven-T-Zellen sind ein Typ von Lymphozyten, die mitverantwortlich für das Gleichgewicht des Immunsystems sind, indem sie die Immunantwort durch andere Zellen unterdrücken können. Mozart Therapeutics erforscht schwerpunktmäßig Substanzen, welche die Wirkung dieser regulatorischen CD8-T-Zellen direkt auf erkrankte Zellen lenken. Forschungsergebnisse zeigen, dass regulatorische CD8-T-Zellen vermutlich multiple Sklerose und Zöliakie abwehren können. Weitere Forschungsaktivitäten von Mozart Therapeutics legen nahe, dass diese Zellen auch andere Krankheiten wie Typ-1-Diabetes und Reizdarmsyndrom bekämpfen können.
GRO Biosciences: NSAAs (Non-Standard Amino Acids) zur Transformation von Proteintherapien für chronische Erkrankungen wie Diabetes
Unsere Zellen nutzen Proteine für eine Vielzahl an Vitalfunktionen, auch für den Schutz unseres Körpers vor Infektionen. Viele Krankheiten werden heutzutage mit Proteintherapien behandelt. Modifizierte Versionen menschlicher Proteine ersetzen dabei die fehlenden Proteine oder reparieren die defekten krankheitsauslösenden Proteine. Bei diesen Therapien gibt es jedoch Probleme mit der Stabilität, Potenz, Nebenwirkungen durch ungewollte Immunantworten und der Art der Abgabe in die geschädigten Zellen. Die aktuellen Therapien enthalten Proteine, die mit den 20 natürlich vorkommenden Aminosäuren erzeugt werden. GRO Biosciences (GRObio) hat Familien künstlicher Aminosäuren entwickelt, die man als Non-Standard Amino Acids (NSAAs) bezeichnet. Diese bilden die Grundlage für grenzenlose Möglichkeiten zur Entwicklung besserer Proteintherapeutika, die mehr Potenz, Stabilität und die Fähigkeit zur gezielten Abgabe ohne die immunogenen Nebenwirkungen bieten. GRObio arbeitet noch im Frühstadium daran, zwei Familien von NSAAs weiterzuentwickeln und eine Pipeline zur Behandlung verschiedener Krankheiten aufzubauen, zu denen Diabetes und Autoimmunität gehören.
Deka Biosciences: Transformation der Abgabe von Zytokintherapien für die Behandlung von Krebs und entzündlichen Erkrankungen
Deka Biosciences ist auf die Entwicklung neuartiger Zytokintherapien spezialisiert, um so Heilmittel für Krebs voranzubringen und Entzündungskrankheiten wie Morbus Crohn, Psoriasis, chronische Polyarthritis und Sepsis einzudämmen. Zytokine sind kleine Proteine, die als Botenstoffe zwischen Zellen fungieren und eine wichtige Rolle dabei spielen, wie unser Körper auf Entzündungen und Angriffe des Immunsystems reagiert. Die von Deka entwickelten krankheitsspezifischen therapeutischen Proteine – Diakine™ genannt – dienen als Plattform für die direkte Abgabe von Kombinationen aus Zytokinpaaren in das erkrankte Gewebe. Die Forschungsarbeiten von Deka zeigen, dass Menschen nicht auf die gleiche Weise auf ein und dasselbe Zytokin reagieren. Mit eigens entwickelten krankheitsspezifischen Tests lässt sich die beste therapeutische Plattform auswählen, die für einen bestimmten Patienten mit größter Wahrscheinlichkeit nutzbringend ist. Das ist jedoch erst der Anfang: So hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, mithilfe von Präzisionsmedizin weiter Diakine™ zu entwickeln, die sich potenziell für die Behandlung jedes Patienten eignen.