Bienengesundheit

Kleine Insekten, große Wirkung

Ein Imker hält einen Rahmen voller Bienen.

Um eine gesündere Zukunft für alle zu gestalten, reicht es nicht, der Menschheit einfach nur Zugang zu Grundnahrungsmitteln zu verschaffen. Wir müssen vielmehr den Zugang zu vitaminreichen und nahrhaften Lebensmitteln wie Obst und Gemüse verbessern. Dabei sind wir oft auf die Bestäubung durch Bienen oder andere Insekten angewiesen.

 

Fast ein Drittel unserer Obst-, Nuss- und Gemüsesorten profitiert von einer Bestäubung durch Insekten. Den größten Anteil daran haben Bienen. Bienen tragen nicht nur zur Nahrungsmittelproduktion bei, sie sind auch wichtig für die Umwelt. Sie bestäuben Wildpflanzen, die Wildtieren in den lokalen Ökosystemen als Nahrungsquelle, Unterschlupf oder dergleichen dienen.

Die Artenvielfalt der Bienen

Es gibt über 20.000 verschiedene Arten von Bienen auf der Welt; die meisten von ihnen sind Wildbienen. Wildbienen unterscheiden sich sehr in Aussehen und Größe. Die meisten von ihnen sind Solitärbienen und besetzen unterschiedliche, meist sehr spezifische Lebensräume. Damit sie den Landwirten für die Bestäubung zur Verfügung stehen, müssen sie Ackerland oder angrenzende Grünstreifen als geeignete Nistmöglichkeit oder Trachtfläche finden. Die Wildbienenpopulation reicht jedoch in der Regel nicht für eine erfolgreiche Ernte aus.

 

Rund 50 Bienenarten werden für unterschiedliche Zwecke bewirtschaftet, u. a. für die Honigproduktion. Zwölf davon werden vom Menschen speziell für die Bestäubung von Nutzpflanzen gehalten. Landwirte erteilen häufig Imkern den Auftrag, Bienenstöcke – zumeist Honigbienen – aufzustellen, um Anbaukulturen wie z.B. Mandeln, Äpfel, Melonen, Avocados, Tomaten und Blaubeeren bestäuben zu lassen und für eine bessere Ernte zu sorgen.

Eine Partnerschaft mit Bestäubern

Honigbienen werden weltweit am häufigsten in der gewerblichen Bestäubung eingesetzt. Andere Bienenarten kommen aber auch zum Einsatz, wie etwa Hummeln in Gewächshäusern, Mauerbienen in Obstgärten und Blattschneiderbienen für Alfalfa.

80%

Gerade mal zwei Prozent der Bienenarten übernehmen 80 Prozent der Bestäubung.

Die vielleicht bekannteste und am weitesten verbreitete Bienenart ist die Westliche oder Europäische Honigbiene (Apis mellifera), die man selbst in Regionen findet, in denen sie ursprünglich nicht beheimatet ist. Das liegt zum Teil daran, dass diese Bienen Generalisten sind und sich von ganz unterschiedlichen Pflanzen ernähren. Sie sind leichter zu züchten und zu bewirtschaften und werden von Imkern in aller Welt zur Honigproduktion und zum Bestäuben von Feldfrüchten genutzt.

 

In der Vergangenheit konnten manche Landwirte auf die Bestäubung durch nicht bewirtschaftete, wilde Honigbienen vertrauen. Das Bevölkerungswachstum und die Anforderungen unseres Ernährungssystems in Verbindung mit der Einschleppung der Varroa-Milbe, einem invasiven Schädling, der wilde Honigbienenvölker in aller Welt dezimiert hat, haben jedoch dazu geführt, dass immer häufiger bewirtschaftete Honigbienen zum Einsatz kommen. In den letzten 100 Jahren und vor allem in den letzten 40 Jahren hat die kommerzielle Bienenhaltung immer mehr an Bedeutung gewonnen, sodass mittlerweile mehr als 100 Anbaukulturen mit ihrer Hilfe bestäubt werden. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Honig gestiegen.

Bewirtschaftete Honigbienenvölker weltweit 1961 - 2017 (in Millionen) Quelle: FAO-Statistik

Gesunde Bienen – Kampf gegen die Varroa-Milbe

Imker müssen seit jeher ihre Bienenstöcke vor zahlreichen Schädlingen und Krankheiten schützen. Dennoch ist es nicht übertrieben zu sagen, dass sich mit den verheerenden Schäden durch die Varroa-Milbe alles verändert hat.

 

Bienenexperten stimmen darin überein, dass die Milbe Varroa destructor die größte Bedrohung für die Westliche Honigbiene darstellt:

  • Die Milbe ist rund 1,6 Millimeter lang.

  • Sie saugt die blutähnliche Flüssigkeit der Biene, die sogenannte Hämolymphe, oder ernährt sich vom Fettkörper.

  • Die Milbe schwächt das Immunsystem der Biene, wodurch Krankheiten akuter verlaufen.

  • Sie überträgt Viren direkt in die Hämolymphe der Bienen, wodurch vorher harmlose Viren tödlich werden können. Diese Viren breiten sich schnell zwischen verschiedenen Bienenvölkern aus.

Um diese gefährliche Milbe zu bekämpfen, stehen den Imkern verschiedene biologische, physische, chemische und biotechnische Möglichkeiten zur Auswahl:

  • Organische Säuren – Milchsäure, Oxalsäure und Ameisensäure werden oft eingesetzt, um mit der Varroa-Milbe befallene Bienenstöcke zu behandeln. Wie wirksam die Behandlung ist, hängt aber sehr stark von Faktoren wie Behandlungszeitpunkt und Temperatur ab.

  • Varroazide – Die eigens entwickelten Schädlingsmittel bekämpfen den Parasiten, ohne den Bienen zu schaden.

  • Varroa-resistente Bienen – Es wurden Bienen gezüchtet, die von Natur aus gegen die Varroa-Milbe resistent sind.

Pflanzen und Bestäuber richtig schützen

Die richtige Balance zwischen wilden und bewirtschafteten Bestäubern ist wichtig, um die Versorgung mit hochwertigen, nahrhaften Lebensmitteln zu sichern. Änderungen der Landnutzung wie etwa durch die Verstädterung, die Intensivierung der Landwirtschaft und die unsachgemäße Verwendung von Pflanzenschutzmitteln haben sich in verschiedenen Regionen der Welt negativ auf lokale Populationen von Bestäubern ausgewirkt.

 

In einer Welt, in der Unkraut, Schädlinge und Krankheiten die Ernte bedrohen, sind Pflanzenschutzmittel ein wichtiges Hilfsmittel für die Landwirte, um Erträge zu sichern. Die Ertragskraft vieler Anbaukulturen ist aber auch von einer ausreichenden Bestäubung durch Insekten wie etwa Bienen abhängig. Deshalb sind Pflanzenschutz und die Erhaltung der Gesundheit von Honigbienenvölkern keine „entweder oder“-Option, sondern sie müssen Hand in Hand gehen. Um dieses wichtige Verhältnis zu verbessern, führen wir umfangreiche Tests, Risikobewertungen und Maßnahmen zur Produktverantwortung durch, mit dem Ziel, den Pflanzenschutz zu optimieren und Bestäuber zu schützen.

 

Pflanzenschutzmittel zählen zu den am strengsten regulierten Produkten in der gesamten Wirtschaft. Sie unterliegen strengen Vorschriften und erfordern umfangreiche ökologische Sicherheitstests, um unzumutbare Risiken für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt auszuschließen. Jeder Marktzulassung eines neuen Pflanzenschutzmittels gehen jahrelange Tests für Hunderte Millionen Euro voraus, damit das Mittel auch tatsächlich den höchsten Sicherheitsstandards gerecht wird.

 

Wie wir unseren Fortschritt kontrollieren

Damit unsere Produkte sicher für Bienen und andere Bestäuber sind, führen wir zunächst Labortests durch, bevor wir erfolgreiche Produktkandidaten in Feldstudien testen, um mögliche Risiken zu bewerten. Ausschließlich Produkte, die alle strengen Kriterien unseres Systems erfüllen, kommen für eine Vermarktung in Betracht.

Stufe 1 – Laborstudien, Stufe 2 – Halb-Feldstudien und Expositionsstudien, Stufe 3 – Feldstudien   Hochstandardisierte Tests, die unter kontrollierten Bedingungen im Labor durchgeführt werden, um die akute oder chronische Toxizität von Pflanzenschutzmitteln für einzelne Bienen (ausgewachsene Bienen und Larven) zu ermitteln.   Halb-Feldstudien mit eingeschlossenen Bienenvölkern (Bienentunneln) und Futterstudien sollen die Exposition unter realen Bedingungen und den Einfluss auf das Bienenvolk genauer untersuchen. Sie werden durch Studien zu bestimmten Pflanzenmittelrückständen ergänzt, um die potenzielle Exposition von Bienenvölkern zu ermitteln.   Umfangreichste und realistischste aller Bienenstudien mit Völkern, die in Versuchsfeldern aufgestellt werden und Anbaukulturen ausgesetzt werden, die unter typischen landwirtschaftlichen Bedingungen behandelt werden.

Wie wir alle Bienen und anderen Bestäubern helfen können

Fehlende Nahrung für Honigbienen und der Verlust von Lebensräumen für Wildbienen sind die größten Bedrohungen für Bestäuber. Die gute Nachricht ist: Jeder Garten ist ein Paradies für Insekten. Es gibt viele Garten- und Balkonelemente, die die Ansiedlung von Nützlingen fördern, darunter zahlreiche Zier- und Nutzpflanzen, Gartenteiche, Schutzräume durch Bienenhotels, Totholz, Natursteinmauern und vieles mehr.

 

Anlage von Blühstreifen

Blühende Pflanzen in Kübeln, Töpfen und Beeten im heimischen Garten dienen einer Vielzahl von Bienen als Nahrungsquelle. Geeignetes Saatgut findet man in vielen Gartencentern. Wildblumen brauchen wenig Wasser und müssen nur ein- oder zweimal im Jahr zurückgeschnitten werden.

So baut man ein Insektenhotel

Ein Insektenhotel aus Holz als Nist- und Brutplatz für Wildbienen lässt sich leicht selbst herstellen. Es gibt dafür auch fertige Bausätze. Damit die Bienen angelockt werden, sollte das Hotel trocken und (auf der nördlichen Erdhalbkugel) in Richtung Süden aufgestellt werden.

 

Landwirte können die Bienen- und Bestäubergesundheit mit vergleichbaren ökologischen Hilfen wie Blühstreifen und Nistplätzen für bodennistende Wildbienen unterstützen. Diese bestäuberfreundlichen Maßnahmen werden im ForwardFarming-Netzwerk von Bayer erprobt. Hier können Landwirte aus erster Hand erfahren, wie diese Maßnahmen im Betrieb umgesetzt werden.

 

Landwirtschaftliche Lösungen – ob für eine bessere Bestäubung oder für den Schutz von Bestäubern – werden künftig noch ausgeklügelter und zielgerichteter sein. Sie geben den Landwirten die nötigen Mittel und Informationen an die Hand, um ihre landwirtschaftlichen Aktivitäten und den Naturschutz im Betrieb in Einklang zu bringen. Nur so ist dafür gesorgt, dass Landwirte, Verbraucher und die Natur weiter von der Bestäubung durch Bienen und andere Tiere profitieren.

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