Regenerative Reisanbaupraktiken zur Entlastung von Landwirt*innen und des Planeten
Indien, das bevölkerungsreichste Land der Erde, baut flächenmäßig weltweit am meisten Reis an. Auch wenn 80 Prozent der Ernte auf dem Binnenmarkt konsumiert werden, ist das Land einer der größten Exporteure dieses Grundnahrungsmittels. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist auf Reis als Hauptnahrungsquelle angewiesen, weshalb diese Nutzpflanze eine kritische Komponente in der Gewährleistung der weltweiten Nahrungsmittelsicherheit darstellt. Mit Praktiken der regenerativen Landwirtschaft unterstützt Bayer Landwirt*innen in Indien bei der Umstellung auf Direktsaat-Reis, um so die wachsende Bevölkerung auf eine klimafreundlichere Weise, und unter effizienter Nutzung der verfügbaren Ressourcen, zu ernähren. Zu diesen Landwirtinnen gehört auch Jyothi.
Zusammen mit ihrem Mann bewirtschaftet sie knapp über vier Hektar Land. Bis vor Kurzem baute das Ehepaar auf dem Großteil ihres Landes Reis mit der traditionellen Methode in überfluteten Feldern an – nicht nur um die eigene Familie zu ernähren, sondern auch für den Verkauf, mit dessen Erlös sie ihren beiden Kindern den Schulbesuch ermöglichen. 20 Jahre lang kannten Jyothi und ihr Mann keine andere Anbaumethode. In diesen zwei Jahrzehnten entwickelte sich Indien, ein Land von enormer Größe, zu einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsnationen der Welt. Während andere junge Menschen aus ihrem Dorf in Städte zogen, die dank der Digitalisierung des Landes und dem Aufbau einer Hi-Tech-Industrie einen rasanten Aufschwung erlebten, bearbeiteten die beiden ihre Reisfelder: Sie verpflanzten mithilfe von Saisonarbeitern Reissetzlinge mühselig von Hand in den wassergetränkten Feldern, was den Einsatz von Maschinen praktisch unmöglich macht, und sorgten für ein bestmögliches Heranwachsen der Reispflanzen bis zur Ernte. Da Reis sowohl in der Regenzeit (Kharif-Saison) als auch im trockenen Winter (Rabi-Saison) gesät wird, mussten sie diese anstrengende Arbeit zweimal pro Jahr verrichten. |
Bis COVID-19 alles veränderte.
In Indien hatte die Pandemie vergleichsweise starke Auswirkungen. Der landesweite Lockdown war umfassender als in den meisten anderen Ländern der Welt. Er betraf über 1,3 Milliarden Menschen und verursachte eine massenhafte Rückkehr von Lohn- und Wanderarbeitenden in ihre Heimatorte. Diese schon seit jeher knappen und teuren Saisonarbeitenden, auf die Jyothi angewiesen war, waren auf einen Schlag verschwunden.
Klimawandel
Von Jahr zu Jahr erlebt Indien immer häufigere & gravierendere Hitzewellen und damit zusammenhängende Probleme wie Wasserknappheit und Dürren – nach Ansicht von Wissenschaftler*innen eindeutig eine Folge des Klimawandels. Landwirtschaft ist eine wasserintensive Branche, die ca. 70 Prozent der erschlossenen Süßwasserquellen der Welt für sich beansprucht. 24–30 Prozent davon beansprucht der Reisanbau. „Jeder Sommer ist heißer als der vorherige und die Wasserknappheit wird in unserer Region zu einem echten Problem, das sich auf die landwirtschaftliche Produktion ebenso auswirkt wie auf das Leben der Menschen hier“, so Jyothi. |
Transplantierter Reis leidet nicht nur unter den Folgen des Klimawandels, er trägt auch bedeutend zum Klimawandel bei: Die gefluteten Felder schaffen ideale Bedingungen für Bakterien, die in zerfallenden organischen Substanzen, vor allem von Pflanzenrückständen, bestens gedeihen und Methan produzieren. Reisanbau ist für 12 Prozent des globalen Methanausstoßes verantwortlich und steuert so mit 1,5 Prozent der Gesamtemissionen weltweit zum Klimawandel bei. Als Hintergrund: Methan ist ein Treibhausgas, das eine 28-mal stärkere Klimawirkung als CO2 hat. In Südostasien macht der Reisanbau 25–33 Prozent der Methanemissionen aus. |
Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung
Auch wenn die Geburtenrate in Indien allmählich etwas zurückgeht, wird das Land infolge einer klaren demografischen Dynamik auch in den nächsten beiden Jahrzehnten eine der am schnellsten wachsenden Nationen sein. Der Binnenkonsum von Reis wird den Erwartungen zufolge proportional ansteigen. Was den Export betrifft, so ist Afrika – ein Kontinent, auf den im selben Zeitraum voraussichtlich mehr als die Hälfte des weltweiten Bevölkerungswachstums entfallen wird – stark vom Reis-Import aus Indien abhängig. Dies verdeutlicht, warum der Zugang zu diesem lebenswichtigen Nahrungsmittel verbessert werden muss und wie notwendig die Steigerung der Reisproduktion ist, um die Nachfrage auch in Zukunft decken zu können. Daher steht die Welt vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits muss mehr Reis für eine wachsende Bevölkerung erzeugt werden, und andererseits muss dies auf eine klimafreundlichere und ressourcenschonendere Weise geschehen. Bayer ist der Überzeugung, dass beides möglich ist. Eine besonders vielversprechende Lösung ist dabei ein Reisanbausystem auf Basis von Direktsaat-Reis. |
Der regenerativen Landwirtschaft den Boden bereiten
„Mit Hilfe modernster Forschung und Entwicklung züchten wir ein klimaresistentes, hybrides Reissaatgut, das direkt in den Boden eingesät werden kann und höhere Erträge erzielt“, erläuterte Mike Graham, Head of Breeding der Division Crop Science. „Damit entfällt die Notwendigkeit des Transplantierens von Setzlingen in Reisfelder. Außerdem können mühsame, manuelle landwirtschaftliche Praktiken, die aufgrund des Arbeitskräftemangels zunehmend kostenintensiver werden, mechanisiert werden.“
Jyothis Betrieb war einer der ersten in der Region, der die Umstellung auf diese Anbaumethode vorgenommen hat. „Der Ertrag ist gut und der Direktsaat-Anbau sehr praktisch. Was mich aber am meisten entlastet, ist der Umstand, dass ich jetzt weniger auf Lohnarbeiter angewiesen bin und keine Zeit mehr für deren Suche aufwenden muss. Ein Kleinbetrieb wie unserer kann somit pro Saison den Gegenwert von 500 USD einsparen. Damit wird unser Betrieb rentabler, und unserer Familie geht es besser.“
Neben diesen sozio-ökonomischen Vorteilen trägt Jyothi mit Direktsaat-Reis auch zum Schutz unseres Planeten bei. Werden Reisfelder nicht überflutet, wird deren Bodengesundheit verbessert und der Wasserverbrauch reduziert – auch die Treibhausgas-Emissionen werden verringert.
Für Direktsaat-Reis entwickelt Bayer auch neue Möglichkeiten, wie Landwirt*innen ihre Reispflanzen vor Unkraut, schädlichen Insekten und Krankheitsbefall schützen können. Darüber hinaus stellt das Unternehmen digitale Technologien zur Verfügung: So bietet zum Beispiel Bayers Online-Plattform FarmRise Landwirt*innen Zugang zu agronomischen Empfehlungen sowie zu Dienstleistungen. Dazu gehört auch das Dekarbonisierungsprogramm (Carbon Program) von Bayer, das es Reisbäuer*innen ermöglicht, zusätzliche Einnahmen für die Emissionsreduzierung zu erzielen.
DirectAcres - Direktsaat-Reis vom Labor auf den Acker
Das DirectAcres-Programm von Bayer hilft Landwirt*innen bei der Umstellung von der traditionellen Anbaumethode auf Direktsaat-Reis, mit einem praktischen und an den Bedürfnissen der Reisbäuer*innen orientierten Angebot.
Seit der Einführung von DirectAcres im Jahr 2021 auf 100 Hektar in Nord-Indien konnte das Programm beachtliche Erfolge verzeichnen: 99 Prozent der teilnehmenden Landwirt*innen konnten ihre Reispflanzen erfolgreich anbauen und 75 Prozent erzielten im Vergleich zur tranditionellen Methode eine höhere Rendite.
In 2023 hat Bayer geplant, das DirectAcres Programm auf über 10.000 Hektar zu bringen und bis zum Jahr 2030 zwei Millionen Landwirten auf über einer Million Hektar in Indien zum Erfolg zu verhelfen.
Und was haben Jyothi und ihre Familie vor?
Direktsaat-Reis – Treibende Kraft für unsere Nachhaltigkeitsziele
- Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen pro Kilogramm Ernteguts um 30 Prozent in unseren wichtigsten Märkten
- Befähigung von 100 Millionen Kleinbäuer*innen in Ländern mit geringem bis mittlerem Einkommen zur nachhaltigen Steigerung ihrer Produktivität, Verbesserung der Qualität ihres Ernteguts und Verbesserung ihrer Lebensumstände
- Senkung des Wasserverbrauchs pro Kilogramm Erntegut um 25 Prozent durch Transformation des Reisanbausystems in den Regionen, in denen Bayer tätig ist.