COVID-19

Sind unsere Nahrungsmittel­ketten COVID-19 gewachsen?

A picture of a container ship and a man holding a vegetable.

Komplexe globale Systeme bringen Nahrungsmittel vom Erzeuger zum Verbraucher. Sie müssen viele Hürden überwinden, um unsere Ernährung zu sichern.

Das vielfältige Angebot an gesunden und sicheren Lebensmitteln in den Supermarktregalen ist ein Luxus, der in den Industrienationen allzu oft als selbstverständlich angesehen wird. Nur dank komplexer, globaler Lieferketten ist es möglich, Nahrungsmittel schnell und sicher zu erzeugen, zu verarbeiten und auf dem Land-, Luft- oder Seeweg überallhin zu transportieren.

 

Diese Systeme haben mittlerweile ein ungeahntes Ausmaß erlangt. Etwa 23% der weltweit produzierten Nahrungsmittel werden international gehandelt. Und Länder rund um den Globus importieren jährlich Lebensmittel im Wert von rund 1,5 Milliarden US-Dollar. Da verwundert es kaum, dass das globale Ernährungssystem 10 % des weltweiten BIP ausmacht und 1,5 Milliarden Menschen beschäftigt.

 

In der heutigen Zeit jedoch, in der Regierungen in aller Welt Maßnahmen ergreifen, um die Verbreitung von COVID-19 einzudämmen, sind die Lieferketten für Nahrungsmittel völlig durcheinandergeraten. Social-Distancing-Maßnahmen, Reisebeschränkungen, Grenzschließungen, eingeschränkte Transportwege und der vorübergehende Shutdown der Gastronomie schaffen enorme Hürden.

 

Von Landwirten und Saisonarbeitern über Lebensmittelproduzenten bis hin zum Handel – die weltweite Pandemie verursacht auf allen Stufen der Lieferkette große Probleme. Zumindest für den Moment haben viele Sektoren in den Industrieländern genügend Flexibilität gezeigt, um die Lieferung von Lebensmitteln an Verbraucher durch Anpassung an neue Bedingungen sicherzustellen. Aber ist das auch in weniger entwickelten Teilen der Welt der Fall?

 

Um die besonderen Herausforderungen zu verstehen, haben wir mit führenden Experten über die weltweiten Lieferketten für Nahrungsmittel gesprochen und sie gefragt: Wie verhindern wir, dass die Gesundheitskrise zu einer Ernährungskrise führt?

 

 

Woher die Welt frische Nahrungsmittel bekommt

Die Weltbevölkerung ist für die Versorgung mit frischen, gesunden und sicheren Nahrungsmitteln auf den Welthandel angewiesen. Die USA beispielsweise importieren jedes Jahr 32 % ihres Frischgemüses, 55 % ihres Frischobsts und 94 % ihrer Meeresfrüchte.


In der EU werden nach Angaben des europäischen Branchenverbands Freshfel jährlich rund 80 Millionen Tonnen frisches Obst und Gemüse für die Frischmärkte produziert. Davon werden mehr als 30 Millionen Tonnen zwischen den Mitgliedstaaten gehandelt, weitere 5 Millionen Tonnen werden aus der Europäischen Union ausgeführt. Pro Jahr importiert die EU insgesamt fast 93 Millionen Tonnen und exportiert 91 Millionen Agrarlebensmittel.

 fh

 

Die Länder sind heutzutage meist auf bestimmte Nahrungsmittel spezialisiert und beziehen den Rest aus anderen Ländern, wo das Klima besser ist oder günstiger produziert werden kann. Infolgedessen ernähren wir uns sehr abwechslungsreich.

Ein Mann in einem blauen Hemd und einer lila Krawatte.
Eine gesunde Ernährung zeichnet sich durch Vielfalt aus. Egal wo, man kann sich nicht ausschließlich von lokalen Produkten ernähren.
Phillippe Binard
,
Generalsekretär von Freshfel

Wie aber sehen die globalen Lieferketten aus, die diese Produkte zu uns nach Hause bringen?

 

Heike Axmann, die internationale Projekte für landwirtschaftliche Lieferketten und Logistik an der niederländischen Forschungseinrichtung Wageningen Food & Biobased Research leitet, erklärt dies am Beispiel grüner Bohnen. Am Anfang der Lieferkette stehen die Arbeiter, die das Gemüse auf verschiedenen kleinen Farmen in Kenia ernten. Die Bohnen werden anschließend transportiert, verpackt, per Flugzeug nach Europa gebracht und schließlich an Supermärkte in ganz Europa geliefert.

 

Der Prozess kann aber je nach Produkt sehr unterschiedlich aussehen. Die meisten Landwirte der Welt sind Kleinbauern, oft nicht mit dem globalen System oder formal mit Märkten verbunden. Ihre Produkte erreichen die Märkte häufig über viel kleinere, informelle, lokale Systeme. In der Regel verkaufen Kleinbauern ihre Produkte an Zwischenhändler, die sie in Städte transportieren, um sie auf Märkten oder im Großhandel an Geschäfte und Restaurants zu verkaufen.

 

Wenn die Musik aufhört

Egal, um welches Produkt es sich handelt und wo in der Welt es bewegt wird: Der Mensch ist in allen Nahrungsmittellieferketten ein wichtiger Faktor. Menschen säen und ernten Gemüse, sie fahren Lkws und verpacken Produkte und sie beladen und entladen Schiffscontainer, in denen die Produkte über die Weltmeere transportiert werden. Eine Pandemie wie COVID-19 zwingt die Menschen, anders zu arbeiten und zu essen, mit der Folge, dass Lieferketten in beide Richtungen an verschiedenen Punkten durcheinandergeraten können.

 

„Das ist wie ein Tanz in einem Historienfilm“, erklärt Nancy Tucker, Vice President für Global Business Development bei der Produce Marketing Association (PMA), einer Vermarktungsgemeinschaft für frisches Obst, Gemüse und Blumen. „Die Tänzer bewegen sich von einem Partner in der Reihe zum nächsten. Wenn aber die Musik aufhört, stauen sich die Tänzer.“

 

Sie führt chilenische Kirschen als Beispiel an. 90 % der Kirschen werden normalerweise nach China exportiert, wo sie im Land weiter verteilt werden. Nach dem Entladen der Kirschen werden die Container wieder mit einem anderen Produkt beladen und in ein anderes Land gebracht, wo sich der Zyklus fortsetzt. Irgendwann landen die Container schließlich wieder in Chile, wo sie erneut mit Kirschen beladen werden.

 

Die COVID-19-Pandemie hat den Tanz angehalten, sodass sich die Container stapeln – zunächst in China, wo strenge Quarantänemaßnahmen die Arbeiter davon abgehalten haben, Container zu entladen und wieder zu beladen. Die Anzahl der Container, die Shanghai per Schiff verlassen haben, ging im Februar um ein Viertel zurück. Der daraus resultierende Dominoeffekt führte dazu, dass in anderen Häfen rund um den Globus so wenig Container wie nie zur Verfügung standen. Als brasilianische Kaffeehändler und kanadische Linsenexporteure kaum noch Container bekamen, geriet der Handel immer mehr ins Stocken.

 

Grenzüberschreitende Kooperation und Organisation sind unerlässlich, um die Probleme in den Griff zu bekommen, und so wurden schnell Maßnahmen ergriffen, damit die Regale weiter gefüllt bleiben. Als Erfolgsgeschichte führt Binard die Schließung der österreichischen Grenze zu Italien an. Hier wurde schnell gehandelt, um den Warenverkehr aufrechtzuerhalten: „Es gab rund 100 Kilometer lange Staus. Binnen weniger als 48 Stunden wurden ‚Green Lanes‘ eingerichtet, auf denen die Lkws mit Frischware zügiger vorankamen.“

 

Lieferketten müssen auf neue Verbraucheranforderungen reagieren

Neben Transport und Logistik besteht eine der größten Herausforderungen für die landwirtschaftlichen Lieferketten in der plötzlichen Umschichtung der Konsumausgaben, die sich aus dem vorübergehenden, nahezu vollständigen Shutdown der Gastronomie – von Schulmensen und Restaurants bis hin zu Kantinen und Hotels – ergab. Es handelt sich hierbei um einen riesigen globalen Markt mit einem geschätzten Volumen von 3,4 Billionen USD in 2018. Die plötzlich wegbrechende Nachfrage hatte enorme Auswirkungen auf die gesamte Nahrungsmittellieferkette.

 

In den USA und der EU wird fast ein Drittel der gesamten Obst- und Gemüsemenge an die Gastronomie geliefert. Der Wegfall dieses Marktes zwang die Lieferketten, sich schnell neue Absatzmärkte zu suchen. Dies ist ihnen sehr schwer gefallen.

Eine Frau im schwarzen Anzug lächelt vor Bäumen.
Lieferketten in den USA und anderen Ländern sind extrem effizient und effektiv geworden. Für die Gastronomie wird ganz spezielles Obst und Gemüse angebaut. Es erfüllt präzise Spezifikationen und wird nach genauen Vorgaben verpackt. Dieser Markt ist zeitweise weggefallen. Gerade wegen der besonderen Anforderungen an die Produktion können sich die Erzeuger nur schwer umstellen.
Nancy Tucker
,
Vice President für Global Business Development bei der Produce Marketing Association (PMA)

Organisationen wie die PMA helfen Erzeugern, neue Käufer zu finden oder ihren Prozess zu ändern, um anderen Anforderungen gerecht zu werden. Statt Restaurants einfach Lebensmittelgeschäfte beliefern – ganz so leicht ist das nicht. Was die Verbraucher zu Hause kochen, unterscheidet sich von dem, was sie in einem Restaurant bestellen würden. In manchen Ländern gelten zudem Vorschriften, wie oft man einkaufen darf, sodass die Leute wegen der längeren Haltbarkeit lieber Konserven statt frisches Obst und Gemüse kaufen.

 

Hinzu kommt die Unsicherheit, wann verschiedene Bereiche der Gastronomie wieder öffnen dürfen und welche wirtschaftlichen Auswirkungen die Krise auf die Konsumausgaben haben wird.

 

Nahrungsmittelverschwendung und -unsicherheit könnten zunehmen

Frisches Obst und Gemüse sind von gestörten Lieferketten besonders betroffen, weil sie verderblich sind und anfangen zu faulen, wenn sie zu lange liegen bleiben. Schon vor der Pandemie ging weltweit ein Drittel aller Nahrungsmittel vor dem Verzehr verloren oder wurde verschwendet. COVID-19 verschärft nun die Lage.

 

„Wir rechnen damit, dass die Nahrungsmittelverschwendung weltweit zunehmen wird. Dafür gibt es verschiedene Gründe“, erklärt Axmann. „Ein Hauptgrund in Europa ist beispielsweise der Mangel an Arbeitskräften und der massive Einbruch für die Gastronomie.

 

Wir erwarten aber auch höhere Verluste und mehr Verschwendung in den Entwicklungsländern infolge von Grenzschließungen, Handelsverboten, Transportbeschränkungen und Arbeitskräftemangel. Die Ernährungsunsicherheit könnte langfristig zunehmen.“

 

Kleinbauern in den Entwicklungsregionen und Landarbeiter, die oft aus wirtschaftlich prekären Verhältnissen kommen, sind die Hauptleidtragenden dieser Krise. Der einbrechende Handel, die Schließung von Dorfmärkten und heimische Reisebeschränkungen stellen eine echte Gefahr für ihre Existenz dar. Die Krise könnte sogar zu der misslichen Situation führen, dass an einem Ort Nahrungsmittel verschwendet werden, während die Menschen andernorts hungern.

 

Reis kann hier als Beispiel dienen. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung (3,5 Milliarden) ernährt sich hauptsächlich von Reis. Die Pandemie führte zu Panikkäufen, die wiederum die reisexportierenden Länder zu Ausfuhrbeschränkungen veranlassten. Preissteigerungen waren die Folge. In Thailand etwa stieg der Reispreis im März um 15 % auf den höchsten Wert seit Juli 2013. Arme Haushalte macht der gestiegene Preis besonders zu schaffen, weil Reis fast die Hälfte ihres Monatseinkommens verschlingt.

 

Krisenbewältigung nur mit höheren Kosten

Landwirte, die Industrie, Organisationen und Behörden stellen sich der Herausforderung und tun alles dafür, die weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherzustellen – von Kleinbauern, die Social-Distancing- und Hygienemaßnahmen ergreifen, bis hin zur internationalen Koordination und Kooperation, damit die für uns alle so wichtigen Handelssysteme weiter funktionieren.

 

„Eine ganze Reihe neuer Protokolle muss umgesetzt werden und das ist nicht leicht“, sagt Binard. „Der Sektor hat aber bewiesen, dass er sich auf die Pandemie einstellen kann.“

 

Das hat jedoch seinen Preis. Laut Berechnungen von Freshfel sind Erzeugern und Lieferanten in Europa beispielsweise in den ersten zwei Monaten der Pandemie Mehrkosten von 1 Milliarde Euro entstanden. Wesentlich dazu beigetragen haben massive Störungen in der Logistik sowie höhere Kosten für Personal und Arbeitsprozesse durch Maßnahmen wie die Bereitstellung persönlicher Schutzausrüstung.

 

„Mit zunehmender Dauer der Krise stellt sich die Frage, wie lange der Sektor diese Zusatzkosten noch stemmen kann“, fragt sich Binard. „Wenn wir wieder zur Normalität zurückkehren, wird es hoffentlich bessere Regeln und Strukturen für die Arbeiter geben, damit die Kosten wieder sinken.“

 

Mit der Saison ändern sich auch die Anforderungen an den Sektor. Damit die Sommerfrüchte geerntet werden können, muss auf der nördlichen Erdhalbkugel beispielsweise dafür gesorgt werden, dass Saisonarbeitskräfte wieder einreisen und sicher auf den Feldern und in den Verpackungsstationen arbeiten können.

 

Wie es weitergeht

Es besteht Hoffnung, dass diese turbulente Zeit zu flexibleren und widerstandsfähigeren Lieferketten führt, die sich besser an plötzliche Änderungen der Nachfrage anpassen können. Diese Fähigkeiten sind wichtig, um die Nahrungsmittelversorgung auch in Zukunft sicherzustellen.

Eine Frau trägt ein weißes Hemd und eine Halskette.
Wir können nicht zurück zu rein lokalen Nahrungsmittelketten. Wir leben in einem globalen Ernährungssystem. Wir müssen intelligente globale Ernährungssysteme entwickeln, die nachhaltig sind, auf dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft beruhen und die Kleinbauern aktiv einbeziehen.
Heike Axmann
,
leitet internationale Projekte für landwirtschaftliche Lieferketten und Logistik an der niederländischen Forschungseinrichtung Wageningen Food & Biobased Research

Mithilfe von Technologie und Daten könnte dies gelingen. „Diese Pandemie hat langfristige Auswirkungen auf alle Regionen unserer Welt“, erklärt Tucker. Sie könnte dazu führen, dass mehr Technologie eingesetzt wird, etwa Roboter in der Kommissionierung, in Lagern und Kühlhäusern.

 

„Auch die Datennutzung wird zunehmen. An allen Punkten in der Lieferkette werden künftig mehr Daten gesammelt. Je mehr Daten wir haben, desto genauer sind unsere Modelle und Vorhersagen“, so Tucker weiter.

 

Die Panikkäufe in den frühen Phasen der Pandemie zeigen sehr deutlich, wie wichtig Daten sind. Wenn die Verbraucher wissen, wie viel von einem bestimmten Produkt vorrätig ist und wann es geliefert wird, sind sie besser informiert und bleiben rationaler in ihrem Kaufverhalten.

 

Derweil versucht der Sektor weiter, sich den neuen Bedingungen auf verschiedene Weise anzupassen, wohl wissend, dass die Unsicherheit noch eine ganze Weile bestehen bleibt. In einem Punkt aber ist man sich einig: Es muss ein besseres, widerstandsfähigeres System her, von dem alle profitieren. Oder wie Axmann es ausdrückt: „Aufgrund des Coronavirus werden wir unsere aktuellen Lebensmittelsysteme überdenken. Dies bietet Möglichkeiten für Übergänge, wodurch unsere derzeitigen Systeme widerstandsfähiger und nachhaltiger und globale Systeme intelligenter werden. Um dies zu erreichen, sind enge und effektive Kooperationen zwischen der Wissenschaft sowie dem privaten und öffentlichen Sektor erforderlich. “

 

Das Engagement von Bayer

Unsere Food Chain Partnership ist eine innovative Plattform, die Partnerschaften fördert und hilft, Herausforderungen in unserem Ernährungssystem zu meistern. Zu diesem Zweck bringt sie Landwirte, Lebensmittelproduzenten und -händler sowie andere Akteure der Nahrungsmittelkette zusammen, um gemeinsam die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft zu stärken. Über den Austausch von Erkenntnissen, Zielen und Ressourcen kann jeder im Rahmen konkreter Food-Chain-Partnership-Initiativen dazu beitragen, Nachhaltigkeit, Lebensmittelsicherheit, Lebensmittelqualität, Erträge und Transparenz zu verbessern. Bayer ist stolz darauf, rund 70 Food-Chain-Manager in 44 Ländern zu haben. Diese Experten sind insgesamt auf 76 verschiedene Anbaukulturen spezialisiert und bauen unser Netzwerk immer weiter aus, damit die daraus resultierenden Vorteile noch mehr Menschen zugutekommen. Dabei geht es ihnen vor allem darum, Kleinbauern neue Möglichkeiten zu verschaffen.

 

Die COVID-19-Pandemie hat die Nahrungsmittellieferketten vorübergehend durcheinandergebracht. Dank unserer guten Netzwerke und Beziehungen weltweit konnten wir Erzeuger und Exporteure dabei unterstützen, die neuen Möglichkeiten der Luftfracht zu nutzen, da viele Fluggesellschaften von Passagieren auf Container umgestiegen sind. Wir haben zudem Importeuren und Nahrungsmittelhändlern geholfen, neue Lieferanten aus unserem großen, weltumspannenden Kundenstamm zu finden, und hoffen, dass sich daraus eine langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt.

 

Eine der wichtigsten Veränderungen im Verbraucherverhalten, die wir weltweit beobachten, ist der plötzliche Anstieg der Lebensmittelumsätze im Online-Handel. Wir nehmen an, dass dies in der neuen Normalität so bleiben wird. Deshalb haben wir weltweit neue Initiativen mit E-Commerce-Plattformen wie Alibaba auf den Weg gebracht, um unseren Food-Chain-Partnern zu helfen, diesen Trend zu nutzen. Unsere Trainings- und Zertifizierungslösung BayG.A.P., die Digital-Farming-Apps FieldView und FarmRise und unsere Rückverfolgungslösung Food Chain Passport sind dabei eine große Hilfe.

Wir veranstalten virtuelle Lehr- und Informationsveranstaltungen und produzieren Videos zu wichtigen Themen wie Aussaat und Ernte. Wir kommunizieren auf neuen Wegen mit Landwirten, indem wir verstärkt digitale Kanäle wie Instagram, Facebook und WeChat nutzen, etwa um ihnen gute landwirtschaftliche Praxis zu vermitteln.

 

Außerdem bieten wir wichtige Dienstleistungen und datengestützte Erkenntnisse etwa mithilfe von FieldView und bringen Landwirte auf digitalem Weg mit zuverlässigen Beratern zusammen, die ihnen bei betrieblichen Entscheidungen helfen.

An unserem Formulier- und Abfüllstandort im französischen Marle läuft die Produktion auf Hochtouren, damit genügend Material für die Saison verfügbar ist. Gleichzeitig schützen wir die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter. In Indien haben die Erzeuger Mühe, ihre Trauben wegen des Lockdowns zu verkaufen. Das Team hat sie mit Käufern zusammengebracht und über Facebook den Kontakt zu Großabnehmern hergestellt. In der besonders schwer von COVID-19 betroffenen italienischen Region Lombardei laufen erste Feldversuche. Die Aussaat der Anbaukulturen wird später im Jahr für eine reichhaltige Ernte und wertvolle Erkenntnisse für künftige Anbaustrategien sorgen.

Die Expertise Group Supply Chain Development an der Universität Wageningen Food and Biobased Research

Die Fachgruppe Supply Chain Development (SCD) der Universität Wageningen führt Forschungen und Analysen zu globalen Lieferketten für frische Lebensmittel durch. Ziel ist es, Industrie und Regierungen bei der Neugestaltung und Optimierung ihrer Lieferketten für frische Lebensmittel zu unterstützen, um gleichzeitig Lebensmittelverschwendung und Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

 

Um dies zu erreichen, argumentiert die SCD, dass die Lieferketten transparenter, effizienter und das Angebot nachhaltig an die Nachfrage angepasst werden müssen, während gleichzeitig sichergestellt werden muss, dass Lebensmittel die Verbraucher mit hoher Qualität erreichen. Das SCD verwendet Forschungsergebnisse und Daten aus komplexen Lebensmittelketten, um Lebensmittelsysteme zu analysieren und zu verstehen. Auf dieser Basis werden Piloten entwickeln, Interventionen empfohlen und Lebensmittelsysteme verbessert.

Die Unsicherheiten und Störungen, die durch die Pandemie verursacht werden, haben die Lieferkette für viele Lebensmittelprodukte verlangsamt oder gestoppt, was die Forschung des SCD noch wichtiger macht.

 

Als Reaktion auf COVID-19 hat die SCD in Indien Projekte zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung in Lieferketten ins Leben gerufen und steht kurz vor dem Start eines Projekts in Vietnam, um Verluste an frischem Obst und Gemüse nach der Ernte zu reduzieren.

 

Aufgrund der durch COVID-19 verursachten wirtschaftlichen Störung ist es wichtiger denn je, sicherzustellen, dass eine hohe Qualität und Quantität der Lebensmittel am Bestimmungsort ankommt, und dies mit möglichst geringer Umweltbelastung. Für die SCD bedeutet dies, unsere Lebensmittelsysteme für die Zukunft zu überdenken, um sicherzustellen, dass sie nicht nur gegen plötzliche Veränderungen resistent sind, sondern für alle Beteiligten unabhängig von ihrer Größe nachhaltig und inklusiv sind.

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