Intelligenterer Maisanbau, um langfristig dem Klimawandel zu trotzen
Vor welchen Herausforderungen stehen die heutigen Landwirte beim Anbau von nährstoffreichen Nahrungsmitteln in ausreichenden Mengen, wenn gleichzeitig auch ihre Ökosysteme geschützt und Ernte- und Nahrungsmittelausfälle verhindert werden sollen? Rekordverdächtige Hitzewellen, verheerende Waldbrände, lang anhaltende Dürreperioden, heftige Stürme und historische Überschwemmungen: Überall auf der Welt sind extreme Wetterereignisse zur neuen Normalität geworden und stellen den Planeten vor nie dagewesene Herausforderungen. Der Klimawandel und die Verschärfung von Wetterextremen gefährden Leben, unsere Ökosysteme und die Ernährungssicherheit – in einer Zeit, in der die weltweite Nachfrage nach Nahrungsmitteln steigt. Ein intelligenteres Maisanbausystem könnte hier die nächste nachhaltige Innovation in der Landwirtschaft sein, um dem Klimawandel zu trotzen.
Das menschliche Verhalten – insbesondere unsere Treibhausgasemissionen – hat die Entwicklung der globalen Erwärmung im vergangenen Jahrhundert maßgeblich beeinflusst. Die verschiedenen Regionen der Welt erwärmen sich unterschiedlich schnell, aber laut wissenschaftlichen Klimastudien, ist die globale Durchschnittstemperatur zwischen 1901 und 2016 um etwa 1 Grad Celsius (1,8 °F) gestiegen. Obwohl viele Faktoren eine Rolle spielen, sind sich die Experten einig, dass der Anstieg der globalen Temperaturen zu extremen Wetterereignissen beiträgt, die in immer kürzeren Abständen und mit zerstörerischer Kraft auftreten. Zum Beispiel in Form von tropischen Wirbelstürmen und Orkanen, deren Intensität laut dem Bericht „Global Warming and Hurricanes“ des Geophysical Fluid Dynamics Laboratory (GFDL) (noaa.gov) weltweit kontinuierlich zunimmt. Darüber hinaus sehen sich Landwirte auch mit immer mehr Ungewissheit, Schädlingen, Krankheiten und Unkraut konfrontiert. Der Anbau von Nahrungspflanzen unter solchen Bedingungen wird immer schwieriger, und beeinflusst Menge und Qualität unserer Lebensmittel.
Mögliche Vorteile des Systems in Bezug auf Nachhaltigkeit
Die Resistenz von kurzwachsendem Mais gegen Wind und unbeständige Witterungsverhältnisse erlaubt, wo immer möglich, einen Anbau in größerer Dichte im System, und sorgt für eine größere Zuversicht, dass der Mais auch erntefähig sein wird. Die Landwirte haben die ganze Saison über Zugang zum Mais auf dem Feld und somit neue Gelegenheiten und Möglichkeiten. Mithilfe unserer System-Kenntnisse und unserer digitalen Empfehlungen können wir Landwirten bei der Entwicklung und Anwendung von nachhaltigeren Anbaupraktiken in ihrem Betrieb helfen. Dies kann Treibhausgasemissionen reduzieren und zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen führen.
Landwirtschaft: Teil des Problems und Teil der Lösung
Die Landwirtschaft spielt in der Klimakrise eine zentrale Rolle, sowohl im Hinblick auf ihre Anfälligkeit gegenüber Wetterextremen als auch bei den Treibhausgasemissionen. Sie kann allerdings in gewisser Weise auch zum Klimaschutz beitragen, etwa indem Landwirte Kohlenstoff in den Boden zurückführen. Der Boden besitzt ein großes Potenzial, Kohlenstoff zu speichern und die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen. Klimaschonende landwirtschaftliche Praktiken wie das Anpflanzen von Zwischenfrüchten und die Entscheidung für eine pfluglose Bodenbearbeitung können also Teil der Lösung sein.
Darüber hinaus tragen sie dazu bei, dass der Boden Wasser besser speichern kann und gesund bleibt. Digitale Tools als Teil eines integrierten Systems helfen Landwirten bereits, möglichst effizient und umweltschonend anzubauen. Eine neue vielversprechende Innovation in der Züchtung und gleichzeitig einer der wichtigsten Wegbereiter des neuen Smart Corn Systems ist eine kurzwachsende Maispflanze.
In der gesamten Geschichte der Landwirtschaft haben wir kontinuierlich Fortschritte gemacht: mit wissenschaftlichen Entdeckungen und neuen Praktiken, dank derer wir mehr Nahrungsmittel pro Hektar anbauen können. Aber in der heutigen Zeit brauchen wir mehr als diese kleinen Errungenschaften: Wir benötigen völlig neue Systeme, die unsere Ressourcen und unseren Ertrag optimieren, nachhaltige Möglichkeiten schaffen und Landwirte befähigen, von diesen neuen Methoden des Nahrungsmittelanbaus ganz unmittelbar zu profitieren.
In Bezug auf Mais –¬ die am zweithäufigsten angebaute Nutzpflanze der Welt – ist dies genau das, was mit dem Smart Corn System erreicht werden soll. Es wurde 2022 vorgestellt und wird im weiteren Verlauf dieses Jahrzehnts weltweit implementiert. Das Smart Corn System macht sich die Vorteile von kurzwachsendem Mais zu Nutze und ist an die individuellen Gegebenheiten eines jeden Landwirts angepasst. Es liefert einen maximalen Nutzen und bereitet den Weg für eine präzise und nachhaltige Landwirtschaft.
Das Smart Corn System in Aktion
Erfahren Sie mehr über das VITALA-Projekt, den Vorläufer des Smart Corn Systems, das bereits in Mexiko eingesetzt wird. In diesem Video besprechen der Forscher hinter VITALA, zwei Bayer-Experten und ein örtlicher Landwirt, wie diese Innovation Landwirten zu mehr Nachhaltigkeit verhilft.
Kurzwachsender Mais als Wegbereiter des Systems: alles, was wir brauchen –weniger davon, was wir nicht wollen
Den Kern des Smart Corn Systems bildet kurzwachsender Mais, deren Stängel um 30-40 % kürzer sind als bei den konventionellen, heute weltweit angebauten Maissorten. Diese Sorte mit einer maximalen Höhe von ca. 2,1 m biete eine ganze Reihe von nachhaltigen Vorteilen, etwa eine hohe Standfestigkeit und Stabilität auch bei extremen Witterungsbedingungen sowie die Möglichkeit einer präzisen Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln.
Eine kurzwachsende Pflanze ist keine neue Idee. Die Innovation wurde inspiriert durch die Arbeit des Pflanzenzüchters und
Friedensnobelpreisträgers Dr. Norman Borlaug, der Mitte der 1940er-1950er Jahre neue Sorten von stärkerem, kurzwachsendem Weizen entwickelte, der einen höheren Ertrag erzielen und in einer Vielzahl von Umgebungen wachsen sollte. Borlaug setzte sich dafür ein, die Produktivität der Landwirtschaft zu steigern, indem weniger Anbaufläche benötigt wird, um somit auch dem Prozess der Entwaldung entgegenzuwirken. Seit dem Erfolg von Borlaugs kürzeren Weizensorten beschäftigt sich die Forschung mit dieser Art von Pflanzen. Heute gibt es kurzwachsende Sorten von Reis, Sorghumhirse und anderen Getreidearten. Beim Mais war es in der Vergangenheit jedoch stets schwierig, die gewünschte Höhe zu erzielen, ohne die Quastenentwicklung zu beeinträchtigen, was eine Ertragsminderung zur Folge hätte – bis jetzt.
Kurzwachsende Maissorten sind für sich betrachtet bemerkenswert genug. In Verbindung mit angepassten und datengesteuerten Empfehlungen bezüglich der Bepflanzungsdichte, der Platzierung auf dem Feld und der Produktausbringung werden sie sogar wahrhaft transformativ: Sie werden zu einer integrierten Plattform für den Anbau von Mais, der die Landwirte aus ganzheitlicher Sicht unterstützt und die eigentlichen Vorteile der Sorte voll zur Geltung bringt. Ein Smart Corn System eben!
Das Smart Corn System hat mehrere Vorteile, um dem Klimawandel zu trotzen
Da kurzwachsende Mais näher am Boden wächst, ist er robuster und bricht bei starkem Wind weniger leicht als traditionelle Sorten. „Kurzwachsender Mais besitzt außergewöhnliche Stängel und Wurzeln mit einer hohen Widerstandsfähigkeit gegen Stängelknicken, die andere Maissorten nicht aufweisen. Das hilft den Landwirten, sichere Ernten zu erzielen“
Darüber hinaus verweist Dr. Oyervides Garcia darauf, dass die Forschungsaktivitäten seines Teams in Mexiko eine größere Dürreresistenz des Systems nachgewiesen hätten und das System ferner „Vorteile hinsichtlich der Effizienz der Fotosynthese aufweist, weil der Mais vor der Ernte länger grün bleibt.“
Bei traditionellem Mais wächst das Blätterdach höher als der Kopf eines Landwirts, was es schwierig macht, mögliche Probleme innerhalb eines Feldes ohne den Einsatz von Flugzeugen zu erkennen. Kurzwachsender Mais erlaubt während der gesamten Saison den Einsatz von Fahrzeugen, was den Landwirten die Möglichkeit gibt, ihre Felder besser zu beobachten und gezielter vom Boden aus zu schützen. Diese kürzere Maissorte ermöglicht auch einen einfacheren Zugang und den Einsatz von Landmaschinen auf den Feldern während der gesamten Saison, sodass die Landwirte ihre Ernten besser beobachten und sie gezielter und kosteneffektiver schützen können. Die Möglichkeit, Bodengeräte zu benutzen, anstatt die Pflanzen aus der Luft erreichen zu müssen, spart außerdem Treibhausgasemissionen.
Schließlich ermöglicht das Smart Corn System durch die Kombination der Maissorte mit angepassten Platzierungsempfehlungen eine dichtere Bepflanzung, sodass der Landwirt auf der gleichen Fläche mehr anbauen kann.
Aus dem VITALA-Projekt in Mexiko (für nähere Informationen siehe Seitenleiste: Das Smart Corn System in Aktion) geht hervor, dass potenziell 20-30 % mehr Pflanzen pro Hektar angebaut werden können. Und diese Steigerung der Produktion ohne zusätzliche Flächennutzung bietet wiederum mehr Fläche für die Biodiversität.
Miguel Palazuelos, ein Landwirt, der an lokalen Feldversuchen teilgenommen hat, fasste die Vorteile des Systems für seinen Betrieb so zusammen: „Für uns Bauern kann das Stängelknicken einen Verlust von 40 % bis 50 % bedeuten. VITALA hat uns sehr dabei geholfen, höhere Erträge, eine bessere Nutzung des Bodens sowie eine bessere Wassernutzung zu erreichen. Das Smart Corn System erweist sich als eine Anbaumethode mit Transformationspotenzial, um die Maisproduktion nachhaltig zu steigern, die Umwelt und Biodiversität zu schützen – und Landwirten im Kampf gegen den Klimawandel und Wetterextreme zu unterstützen.
Ein globaler Beitrag zu einer globalen Herausforderung: die Nahrungsversorgung einer wachsenden Bevölkerung
Da der Klimawandel und Wetterextreme die Ernteerträge beeinflussen, werden die Anforderungen an eine globale Ernährungssicherheit noch größer. Die Weltbevölkerung wird bis 2050 auf 10 Milliarden Menschen wachsen – ein Anstieg um etwa 3 Milliarden Menschen. Das bedeutet, dass die Nahrungsmittelproduktion in den nächsten 30 Jahren um 70 % gesteigert werden muss. Schätzungen zufolge gibt es bereits heute weltweit fast 690 Millionen Menschen, deren Ernährungsgrundlage gefährdet ist. Die COVID-19 Krise und der Krieg in der Ukraine verschärfen die Herausforderungen, denen sich der Lebensmittelanbau gegenübersieht und macht es noch schwieriger, das zweite der 17 Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen: kein Hunger bis 2030. Ohne Lösungen zur Begrenzung der Auswirkungen, die der Klimawandel auf unsere Nahrungsmittel hat, könnten Millionen weiterer Menschen von Unterernährung bedroht sein. Bayer investiert weiterhin in maßgeschneiderte umfassende Systeme, die uns bei unserem Engagement für eine Verringerung der Umweltbelastungen voranbringen. Kurzwachsender Mais, der wichtigste Wegbereiter des Smart Corn Systems, ist die neueste Innovation, die den Landwirten helfen soll, die Anforderungen einer wachsenden Bevölkerung in einem sich wandelnden Klima zu erfüllen.