„Keine Grenzen“ – Jürgen Schrapps Weg zu den Paralympics in Tokio
Über dreißig Athletinnen und Athleten von Bayer nehmen an den Olympischen und Paralympischen Sommerspielen in Tokio teil. Einer dieser Sportler ist Jürgen Schrapp. Der Sitzvolleyball-Spieler verkörpert Ausdauer und Inklusion wie kaum ein anderer im „Team Bayer“ – auf dem Spielfeld wie auch im Leben.
Im September 2012 waren Jürgen Schrapp und die deutsche Sitzvolleyball-Nationalmannschaft nur wenige Aufschläge vom abrupten Ende ihres paralympischen Abenteuers entfernt. Im Viertelfinale lagen sie zwei Sätze hinter dem Team aus China. Ein dritter verlorener Satz hätte bedeutet, dass Schrapp nach vier paralympischen Spielen ohne Medaille zu seiner Familie und seiner täglichen Arbeit nach Leverkusen würde zurückkehren müssen.
Schrapp, der von Geburt an unter Muskelschwund in beiden Beinen leidet, befasst sich aber grundsätzlich nicht mit trüben Aussichten. Und genau das gefällt ihm am Sitzvolleyball. „Das ist ein Sport ohne Grenzen“, sagt er. Sitzvolleyball wird praktisch genauso gespielt wie reguläres Volleyball, mit dem Unterschied, dass die Spieler ein nur 1,15 m hohes Netz überwinden und stets mit einem Körperteil – zwischen Gesäß und Schultern – Bodenkontakt halten müssen. Außenangreifer wie Schrapp, der mit einer Armspannweite von 1,92 Meter imponiert, decken im Laufe eines Matches das gesamte Feld ab. Sie müssen durch geschickte Gleit-, Streck- und Rollbewegungen jeden Zentimeter des Hinterfelds erreichen können und in der Lage sein, am Netz eine Wand ausgestreckter Hände des Gegners zu überwinden.
Mit Schrapp als Kapitän gewann die deutsche Mannschaft 2012 gegen China drei Sätze in Folge und hielt damit ihren Medaillentraum am Leben. „In dieser Situation kam es vor allem darauf an, den Fähigkeiten der Mitspieler zu vertrauen. Mit diesem Vertrauen und der Bereitschaft, einander zu helfen, ist ein Comeback immer möglich“, erinnert sich Schrapp.
Diese Entschlossenheit kam seiner Mannschaft im Laufe des Turniers immer wieder zugute. Nach Satzrückständen von 0-1 und 1-2 im Spiel um die Bronzemedaille überstand Deutschland vier Satzbälle und sogar einen Matchball, um Schrapp seine erste Medaille überhaupt und Deutschland das erste Edelmetall in dieser Sportart seit 1992 zu bescheren.
Eintreten für Inklusion auf dem Spielfeld und in der Arbeit
Hätten Sie’s gewusst?
Jürgen ist nicht der einzige paralympische Athlet, der sich in Beruf und Sport für das Team Bayer engagiert.
Fabian Brune, der in der Division Pharmaceuticals im Bereich Product Supply tätig ist, wird an verschiedenen Events im Para-Schwimmen teilnehmen.
Der internationale Wettkampf ist für Schrapp eine Art Nebenbeschäftigung. Hauptberuflich ist er im Bereich Forschung und Entwicklung (R&D) bei Bayer für den Einkauf verantwortlich. Der Konzern gibt jährlich etwa fünf Milliarden Euro für R&D aus. Schrapp fand seinen Weg zum Unternehmen über dessen Sportabteilung Bayer 04, die sich als Deutschlands führende Sitzvolleyball-Vereinsmannschaft etabliert hat
„Ich wollte auf hohem Niveau antreten, und dank meiner beruflichen Tätigkeit bei Bayer konnte ich meine Ausbildung und meine Kenntnisse mit meiner Leidenschaft für diesen Sport kombinieren“, erzählt Schrapp. „Bayer ist die beste Adresse für den Behindertensport in Deutschland. Das Unternehmen hat mich die Jahre hinweg immer fantastisch unterstützt.“
Er hat sogar einige seiner Kolleginnen und Kollegen für seinen Sport begeistert. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie am nächsten Tag alle Muskelkater hatten“, sagt er mit einem Lachen. Schrapp hat seine Einsatz für Inklusion und die damit verbundenen Möglichkeiten auch in seine tägliche Arbeit einfließen lassen. So hat er die Mitgliedschaft von Bayer bei den „Valuable 500,” einer Gruppe von Unternehmen, die für Menschen mit Behinderungen in der Geschäftswelt eintreten, in entscheidender Funktion mitorganisiert. Außerdem ist er aktives Mitglied von ENABLE, der Resource Group bei Bayer, die sich für die Interessen behinderter Menschen im Konzern engagiert
Kampf um weitere Medaille in Tokio
Ungefähr neun Jahre nach dem Gewinn der Bronzemedaille in London werden Jürgen Schrapp und seine Mannschaft Ende dieses Monats den Kampf um eine weitere Medaille aufnehmen. Er ist einer von fünfzehn Sportlerinnen und Sportlern von Bayer, die an den Paralympics in Tokio teilnehmen werden. Zum Auftakt wird Schrapps Sitzvolleyball-Mannschaft gegen das Team aus dem Iran antreten, einem seit Jahren in dieser Sportart führenden Land. Schrapp ist dennoch naturgemäß zuversichtlich.
„Unser Ziel ist ganz klar: Wir wollen das Halbfinale erreichen und damit unsere Medaillenchancen wahren“, sagt er mit dem gewohnten Optimismus, der auf einer mehr als 25-jährigen Erfahrung in der Nationalmannschaft beruht. In diesem Zeitraum hat er an fünf paralympischen Spielen teilgenommen – bald schon werden es sechs sein –, fast 300 Spiele bestritten und einmal Bronze gewonnen. Vor diesem Hintergrund ist eines klar: Schrapp lässt sich nicht von irgendwelchen Grenzen einschränken, sondern allein davon, wie weit sein Ehrgeiz und sein sportliches Können ihn tragen werden.