Glyphosatverbot in Sri Lanka schadet den Teebauern
Der Ceylon-Tee aus Sri Lanka ist weltweit bekannt. Doch das Glyphosat-Verbot von 2015 setzte die Tee-Produzenten stark unter Druck. Auch nach Aufheben des Verbots werden die Folgen noch lange zu spüren sein.
Als Roshan Rajadurai 2013 seinen Posten als Managing Director bei Hayleys Teeplantagen antritt, hat er keine Ahnung, was ihn bald erwarten würde. Nur kurze Zeit später sah sich der Manager vor eine der größten Herausforderungen seiner beruflichen Laufbahn gestellt: Die Regierung des kleinen Landes verbot den Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat zur Unkrautbekämpfung. „Das Verbot war absolut unlogisch“, sagt Rajadurai. Die Folgen: Unkraut überwucherte den Tee, nahm ihm Licht und Wasser zum Gedeihen.
Manager Roshan Rajadurai, 55 Jahre alt, hat viel Erfahrung in seinem Job. Der studierte Plantagenmanager leitete bereits von 1993 bis 2002 seine erste Plantage. Ein angesehener Beruf in dem Land, aus dem einer der weltbesten Tees stammt. Das in Sri Lanka angesehene und alteingesessene Unternehmen Hayleys exportiert seinen Ceylon-Tee vor allem in den Mittleren Osten und nach Russland.
Ab 2016 bricht der Export der Tee-Nation ein. Denn das Glyphosat-Verbot von 2015 stellt die Landwirtschaft auf eine harte Probe. Glyphosat wird auf Sri Lanka seit vielen Jahren zur Bekämpfung von Unkraut unter anderem auf Tee- und Kautschukplantagen eingesetzt: „In den frühen 90er Jahren empfahl das Sri Lanka Tea Research Institute, Glyphosat zweimal jährlich einzusetzen. Viele Unkräuter, die sich auf Teeplantagen vermehren, sind schwer per Hand zu entfernen. Glyphosat ist ein wirksames Mittel, um Unkraut zu bekämpfen“, erklärt Professor Buddhi Marambe von der Faculty of Agriculture der University of Peradeniya, Sri Lanka. Auch Navin Dissanayake, der für die Plantagenindustrie zuständige Minister, sieht das Verbot kritisch: „In Sri Lanka wird Glyphosat zur Unkrautbekämpfung seit mehr als 20 Jahren angewendet. Das ist eine lange Zeit – und bislang sind keine Fälle von Gesundheitsgefährdung im Zusammenhang damit bekannt geworden.“
Grund für das Verbot war die Hypothese, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Glyphosat und einer in einigen Teilen Sri Lankas auftretenden Nierenerkrankung (CKDU) bestünde, deren Ursache unbekannt ist. Eine Hypothese, die nicht bewiesen wurde. Wissenschaftler in Sri Lanka haben im Rahmen verschiedener naturwissenschaftlicher und technischer Symposien versucht festzustellen, ob Glyphosat die Ursache für die Erkrankung war. Sie kamen zu dem Schluss, dass dies nicht der Fall ist.
„Es war der soziale Druck, der die Regierung veranlasste, Glyphosat zu verbieten. Dieses Verbot entbehrte jeder wissenschaftlichen Grundlage“, erklärt Prof. Marambe. Und hatte Folgen. In den Jahren 2016 bis 2018 gingen die Ernten deutlich zurück. Minister Dissanayake beziffert den Verlust auf über 200 Millionen Dollar für die Teeproduzenten. Ein dramatischer Einbruch – für das gesamte Land, denn rund 40 Prozent der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig. Für die Betreiber der Teeplantagen werden sich diese Jahre deutlich in der Bilanz bemerkbar machen. Plantagenminister Dissanayake erklärt, welche Faktoren zusammenspielen: „Die Arbeitskräfte, die nötig waren, um das Unkraut per Hand zu beseitigen, waren teuer. Dazu kam noch eine geringere Leistung der Teepflanze um gut fünf bis zehn Prozent.“
Auch Hayleys hat die Folgen des Verbots deutlich zu spüren bekommen. „Das Verbot hatte starke Auswirkungen auf unser Geschäft. Wir nutzen Glyphosat nach den strikten Anweisungen, die das Tee-Institut von Sri Lanka herausgibt. Wir wenden es an wie vom Gesetz vorgeschrieben, in einer 1%-Lösung zweimal jährlich. Es ist stark nachgefragt hier und wird für alle Teeplantagen und auch für Kautschukplantagen genutzt. Es ist sehr sicher und außerdem kosteneffizient“, erklärt Hayleys-Manager Rajadurai. Durch das Verbot mussten die Erntehelfer das Unkraut manuell beseitigen. Statt vier Personen zur Unkrautvernichtung pro Hektar waren plötzlich 40 nötig. Die manuelle Beseitigung führte dazu, dass die Erde zu sehr aufgelockert wurde und Nährstoffe und Samen vom Regen weggespült wurden, da sie sich nicht im festen Boden halten konnten.
Im Juli 2018 wurde das Verbot schließlich wieder aufgehoben. Doch für die Teeproduzenten ist der Schaden damit nicht behoben. „Es wird sicherlich sechs bis zehn Jahre dauern, bis die Hayleys-Plantagen sich wieder erholt haben und alles wieder seinen gewohnten Gang gehen wird“, sagt Rajadurai. Die Regierung Sri Lankas habe sich damals zu stark von der öffentlichen Meinung unter Druck setzen lassen. Minister Dissanayake hat aus den vergangenen Jahren Lehren gezogen: „Wir sollten keine überstürzten Entscheidungen treffen und uns mit unseren Nachbarländern abstimmen, ob ein Verbot sinnvoll ist. Und es muss hinreichende Beweise dafür geben, ob ein Verbot infrage kommt.“