Behandlungsoptionen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Todesursache Nummer eins weltweit. Zu dieser Zivilisationskrankheit können unter anderem schlechte Ernährung, zu wenig Bewegung oder zu viel Stress beitragen. Die möglichen Folgen: Schlaganfall oder Herzinfarkt. Bayer hat neue Behandlungsmöglichkeiten entwickelt, um die Risiken für diese schwerwiegenden Ereignisse zu senken.
Gill Holman, 63 Jahre, steht im Garten ihres Hauses und versucht, zuversichtlich zu klingen. „Ich bin ein pragmatischer Mensch“, sagt sie und wirft den drei Hühnern, die sie im Garten hält, ein paar Körner zu – als wollte sie damit bekräftigen, dass das Leben eben weitergeht. Gemeinsam mit ihrem Mann John wohnt sie im englischen Royston, 25 Kilometer südlich von Cambridge, in einem Einfamilienhaus in einer ruhigen Straße. Bis vor wenigen Jahren war Gill, für die heute schon der Gang in den eigenen Garten eine Anstrengung darstellt, eine passionierte Wanderin. In unmittelbarer Nähe zu ihrem Wohnhaus liegt Royston Heath, eine Heidelandschaft. „Jedes Wochenende bin ich acht bis neun Kilometer gewandert“, erzählt sie. „Aber seit meiner Erkrankung ist das leider vorbei.“
2012 diagnostizierten Ärzte bei ihr die periphere arterielle Verschlusskrankheit. Sie führt zu Durchblutungsstörungen der Beine und löst bei Gill krampfartige, chronische Schmerzen aus. 2015 stellte sich heraus, dass sie außerdem an der koronaren Herzkrankheit leidet. Seitdem hat sich ihr Leben drastisch verändert. Sie kann nicht mehr lange gehen, sich nur schwer bücken oder niederknien. Bis zu zwölf verschiedene Medikamente pro Tag nimmt sie ein. „Ich muss damit rechnen, mit chronischen Schmerzen zu leben, die mich beim Laufen zunehmend einschränken“, sagt sie. Dazu komme das permanente Risiko eines Schlaganfalls oder von Herzblockaden. Und als wäre das noch nicht belastend genug, erlitt ihr Mann genau dies: einen Schlaganfall. Gill pflegt ihn, so gut es geht.
Die Krankheit, an der Gill leidet, ist weit verbreitet und kann schwerwiegende Folgen haben. Weltweit sind 2015 rund 8,8 Millionen Menschen an den Auswirkungen der koronaren Herzerkrankung gestorben. Allein in den USA riskieren jeder zweite Mann und jede dritte Frau mittleren Alters, Arteriosklerose zu entwickeln. Eine Folge davon ist, dass die Arterien das Herz aufgrund von Ablagerungen nicht mehr so gut mit Blut versorgen können. Das kann zu Herzinfarkten führen.
Die Anzahl an Menschen, die an der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit erkrankt sind, wird auf weltweit mehr als 200 Millionen geschätzt. Das Leiden wird auch Schaufensterkrankheit genannt. Es handelt sich um eine Durchblutungsstörung insbesondere der Beine, die durch Ablagerungen in den Arterien entsteht. Dadurch können sich gefährliche Blutgerinnsel bilden, die Gefäße verstopfen. Eine mögliche Folge: die Amputation eines Beins.
„Es gibt zwar wirksame Therapien für kardiovaskuläre Erkrankungen“, sagt Professor John Eikelboom von der McMaster University in Hamilton, Kanada. „Dennoch haben wir einen hohen therapeutischen Bedarf.“ Eikelboom ist der Leiter der von Bayer in Auftrag gegebenen COMPASS-Studie, deren Ergebnisse 2017 der Fachöffentlichkeit vorgestellt wurden. Sie zeigen, dass der von Bayer entwickelte Wirkstoff Rivaroxaban in Kombination mit Acetylsalicylsäure (ASS) das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit und/oder peripherer arterieller Verschlusskrankheit senken kann. Acetylsalicylsäure hemmt die Bildung von Blutplättchen, Rivaroxaban reduziert über die Hemmung des Gerinnungsfaktors FXa die Bildung von Thrombin. Dieses Enzym führt zur Bildung von Fibrin, das dann ein Netz formt, das dem Blutgerinnsel zusammen mit den Blutplättchen seine Struktur gibt. Die Bildung dieser Blutgerinnsel wird damit über die FXa-Hemmung reduziert.
„Wenn wir die gezeigte Wirksamkeit der Kombination auf die Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen übertragen, könnten wir eine sehr große Zahl von Todesfällen und weiteren kardiovaskulären Ereignissen verhindern“, sagt Professor Eikelboom. Die Therapie ist also eine neue Option für Patienten wie Gill. „Rivaroxaban in der vaskulären Dosierung (2,5 mg zweimal am Tag) hat in Kombination mit niedrig dosiertem ASS das Potenzial, den vielen Menschen mit dieser Erkrankung eine effektive Behandlungsmethode zu bieten“, sagt Dr. Frank Misselwitz, Leiter Therapeutic Area Thrombosis and Hematology bei Bayer. Mittlerweile ist die Therapie sowohl in den USA als auch in Europa zugelassen.
Pragmatisch, wie sie ist, hat sich Gill mit ihrer schwierigen Situation arrangiert und macht das Beste daraus. Im Garten hinter ihrem Haus hält sie nicht nur die Hühner, sondern pflanzt auch Gemüse an. „Wandern ist zwar nicht mehr drin, aber seit ich mir einen Scooter angeschafft habe, kann ich mit meiner Familie und meinen kleinen Enkelkindern wieder draußen unterwegs sein.“ Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit einer Tätigkeit, die sie bereits seit 1994 ausübt: Sie repariert Computer. Außerdem näht sie gemeinsam mit ihrer Tochter Laura Dekorationsartikel, zum Beispiel Wimpelketten, die sie für Hochzeiten und Partygesellschaften verleiht. Die vielen Beschäftigungen halten sie aufrecht. Gill gibt nicht auf. „Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als meine Enkelkinder aufwachsen zu sehen“, sagt sie. An eine Heilung glaubt sie zwar nicht. „Aber ich bin voller Hoffnung, dass die Forschung eine Lösung findet, um die Symptome zu lindern.“