Coronavirus

COVID-19: Gut zu wissen

A nurse is giving a vaccine to a patient in a classroom.

Auch weiterhin erreichen uns viele Fragen zu COVID-19 und insbesondere zu Impfungen gegen das Virus. Unsere Experten beantworten hier die häufig gestellten Fragen und sie erläutern auch die Wichtigkeit der Impfung, um nicht nur sich selbst zu schützen, sondern auch einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.

60 Sekunden Wissenschaft: Mit welchen Nebenwirkungen muss ich nach einer COVID-19-Impfung rechnen? (Stand: August 2021)   

Sie haben vielleicht von Nebenwirkungen gehört, die andere nach einer COVID-19-Impfung gezeigt haben. Einige von ihnen sind normal und wir nennen sie Impfreaktionen. Unsere Expertin Dr. Konstanze Diefenbach erklärt den Unterschied zwischen einer schweren Nebenwirkung der Impfung und einer Impfreaktion und was Sie dagegen tun können. 
 


60 Sekunden Wissenschaft: Wann wird Herdenimmunität für COVID-19 erreicht? (Stand: August 2021)  

Eine der wichtigsten Fragen zu COVD-19 ist, ob und wann die Coronavirus-Pandemie jemals wirklich enden wird. Wir haben unsere Expertin Dr. Konstanze Diefenbach gebeten zu erklären, was Herdenimmunität bedeutet, wann sie erreicht wird und was wir alle tun können, um eine Rückkehr zur Normalität zu unterstützen. 
 

Impfstoffe gegen COVID-19 haben sich als sicher, wirksam und lebensrettend erwiesen.


Impfstoffe sind sicher. Bevor Impfstoffe zugelassen oder genehmigt werden, müssen sie Qualitäts-, Sicherheits- und Wirksamkeitskriterien erfüllen, die von den internationalen und lokalen Behörden festgelegt werden. Im Hinblick auf ihre Wirksamkeit müssen Impfstoffe gegen eine Infektion mit COVID-19 schützen (z. B. wie gut der Impfstoff vor einer symptomatischen Erkrankung schützt). Die bedingte Zulassung von Impfstoffen gegen COVID-19 erfolgt auf Grundlage aussagekräftiger Daten zu ihrer Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit. Zur Beurteilung der Wirksamkeit hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den folgenden Prozess festgelegt: Entwickler von Impfstoffen gegen COVID-19 müssen bestimmte Daten zu ihren Impfstoffen einreichen. Die EMA beurteilt diese Daten anschließend eingehend, um zu einer wissenschaftlichen Einschätzung bezüglich der Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität zu gelangen und anhand dieser Kriterien zu entscheiden, ob das Präparat sich als Impfstoff eignet. Die Wirksamkeit wird daran gemessen, wie gut der Impfstoff in der Studie wirkt, z. B. wie gut er vor einer symptomatischen Erkrankung schützt.
Impfstoffe wirken. Nachdem ein Impfstoff zugelassen oder genehmigt wurde, werden weitere Studien durchgeführt, um zu überprüfen, wie gut er unter realen Bedingungen wirkt (Wirksamkeit des Impfstoffs). Anhand dieser Studien will man besser verstehen, welchen Schutz ein Impfstoff im Rahmen der Routineversorgung, also über die klinischen Studien hinaus, bietet. Bislang durchgeführte Studien zur Impfstoffwirksamkeit deuten darauf hin, dass Impfstoffe unter realen Bedingungen ähnlich gut schützen wie in klinischen Studien und das Risiko einer Infektion mit COVID-19 einschließlich schwerer Verläufe bei vollständig Geimpften reduzieren.


Aktuelle Studien wie die ‘Effectiveness of Covid-19 Vaccines in Ambulatory and Inpatient Care Settings’-Studie, die am 7. Oktober 2021 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, haben gezeigt, dass mRNA-Impfstoffe (≥ 14 Tage nach der zweiten Dosis) zu 89 % vor einer im Labor bestätigten SARS-CoV-2-Infektion, die zu einer Behandlung im Krankenhaus führt, zu 90 % vor einer Infektion, die zu einer intensivmedizinischen Behandlung führt, und zu 91 % vor einer Infektion, die zu dem Aufsuchen einer Notaufnahme oder Notfallklinik führt, schützen. Die Wirksamkeit einer vollständigen Impfung im Hinblick auf COVID-19-bedingte Behandlungen im Krankenhaus oder Besuche einer Notaufnahme oder Notfallklinik war bei den Impfstoffen BNT162b2 und mRNA-1273 vergleichbar und schwankte bei ≥ 85-jährigen Afro- oder Hispanoamerikanern mit chronischen Erkrankungen zwischen 81 % und 95 %. Die Wirksamkeit des Ad26.COV2.S-Impfstoffs gegen im Labor bestätigte SARS-CoV-2-Infektionen, die zu einer Behandlung im Krankenhaus führten, lag bei 68 % und gegen Infektionen, die zum Aufsuchen einer Notaufnahme oder Notfallklinik führten, bei 73 %.
Zudem ergab eine Analyse von Daten, die in Israel, Schweden, den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich erhoben wurden (einschließlich separater Daten aus England und Schottland), dass alle drei Impfstoffe (die meisten Evidenzdaten aus der Praxis beziehen sich auf die Impfstoffe von Pfizer/BioNTech, Moderna und Oxford/AstraZeneca, die als erste Impfstoffe in vielen Ländern eine Notfallzulassung erhalten haben) das Risiko einer Infektion und einer Behandlung im Krankenhaus um mehr als 80 % reduzierten, und zwar unabhängig vom Alter der Patienten.


Die Ergebnisse einer kleinen Studie aus den USA deuteten darauf hin, dass der Impfstoff von Johnson & Johnson zu 76,7 % vor einer SARS-CoV-2-Infektion schützte, es hatte aber noch nicht genug Behandlungen im Krankenhaus, intensivmedizinische Behandlungen oder Todesfälle gegeben, um zuverlässig zu beurteilen, wie gut der Impfstoff vor einem schweren COVID-19-Krankheitsverlauf schützte. Eine Studie aus Chile zum Sinovac-Impfstoff hat ergeben, dass dieser zu 65,9 % vor einer Infektion und zu 87,5 % vor einer Behandlung im Krankenhaus schützte.

Nach derzeitigem Kenntnisstand schützt die vollständige Impfung gut vor dem Virus. Wie lange die Immunität oder der Schutz gegen COVID-19 nach der Impfung anhält, ist jedoch nicht bekannt. 

Ja, die Impfung gegen COVID-19 schützt Sie auch gut, wenn Sie bereits an COVID-19 erkrankt waren. Es ist erwiesen, dass die vollständige Impfung einen besseren Schutz bietet als die bei einer COVID-19-Infektion natürlich gebildeten Antikörper.

Die COVID-19-Impfstoffe konnten aufgrund von hohen Investitionen und technologischem Fortschritt schneller entwickelt werden als andere Impfstoffe. Die Geschwindigkeit bedeutet nicht, dass bei den einzelnen Schritten der Sicherheitsstudien zu den Impfstoffen Kompromisse gemacht worden wären.

Es gibt diverse Studien zur Wirksamkeit von Impfstoffen gegen SARS CoV-2 und seine Varianten. Zwar werden von verschiedenen Gruppen von Wissenschaftlern in unterschiedlichen Szenarien und unter Verwendung verschiedener Variablen Vergleiche angestellt, bei denen sich einige Impfstoffe als überlegen erweisen, doch bieten alle derzeit öffentlich verfügbaren Impfstoffe einen wirksamen Schutz vor einer Infektion, schweren Erkrankung und Tod, was das wesentliche Merkmal eines wirksamen Impfstoffs ist, unabhängig von seiner Art. 

Es besteht die Notwendigkeit, Gruppen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko prioritär zu impfen, wenn die Verfügbarkeit der Impfstoffe begrenzt ist. Die WHO empfiehlt, die Impfstoffe gegen COVID-19 in den verschiedenen Ländern so zu verteilen, dass der Schutz bestimmter Menschen und der Gesundheitssysteme im Vordergrund steht und gleichzeitig die Auswirkungen auf die Wirtschaft minimiert werden. Solange der Impfstoff nur begrenzt verfügbar ist, werden Impfprogramme dafür sorgen müssen, dass bestimmte Gruppen bevorzugt werden, bis nach und nach allen Gruppen ein Impfangebot gemacht werden kann. Die genaue Definition dieser bevorzugten Gruppen wird auf nationaler Ebene festgelegt. Sie basiert auf einer höchst sorgfältigen Analyse der Fakten und berücksichtigt verschiedene geographische und soziale Gegebenheiten. Die WHO empfiehlt, dass Bedienstete im Gesundheits- und Sozialwesen, über 65-Jährige und unter 65-Jährige mit Vorerkrankungen, die das Risiko erhöhen, an Corona zu sterben, in dieser Reihenfolge bevorzugt werden. Die Länder folgen in der Regel dieser Empfehlung.

Basierend auf verfügbaren wissenschaftlichen Informationen ist es sicher, mindestens 14 Tage vor oder nach einer COVID-19-Impfung eine Grippeimpfung zu erhalten. Grippeimpfungen sind nach wie vor sehr wichtig zur Prävention von Influenza, die ein weiteres Problem der öffentlichen Gesundheit darstellt. Wir empfehlen Ihnen, den behandelnden Arzt über Ihre Impfungen zu informieren, um eine angemessene Beratung zu erhalten.

Alle Viren, darunter auch SARS-CoV-2, der Erreger von COVID-19, entwickeln sich im Laufe der Zeit weiter. Wenn ein Virus sich repliziert, das heißt Kopien von sich selbst herstellt, verändert es sich manchmal ein bisschen. Das ist bei Viren normal. Diese Veränderungen nennt man „Mutationen“. Ein Virus mit einer oder mehreren neuen Mutationen wird als „Variante“ des ursprünglichen Virus bezeichnet. Im Laufe der COVID-19-Pandemie sind genetische Varianten von SARS-CoV-2 entstanden und haben sich auf der ganzen Welt verbreitet.

Wenn ein Virus in einer Population weit verbreitet ist und viele Infektionen hervorruft, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Mutationen des Virus entstehen. Je mehr Verbreitungsmöglichkeiten ein Virus hat, desto stärker ist seine Reproduktion – und desto mehr Möglichkeiten hat es, sich zu verändern. Die meisten Virusmutationen haben wenig oder gar keinen Einfluss auf die Fähigkeit des Virus, Infektionen und andere Krankheiten hervorzurufen. Doch je nachdem, an welcher Stelle das genetische Material eines Virus sich verändert, können dadurch Eigenschaften des Virus beeinflusst werden, etwa die Übertragbarkeit (es kann zum Beispiel leichter oder schwerer übertragbar werden) oder der Schweregrad (das heißt, dass mehr oder weniger schwere Erkrankungen hervorgerufen werden können).

In Zusammenarbeit mit Partnern, Expertennetzwerken, nationalen Behörden, Institutionen und Forschern beobachtet und bewertet die WHO seit Januar 2020 die Entwicklung von SARS-CoV-2. Ende 2020 erforderte das Auftreten von Varianten, die ein erhöhtes Risiko für die weltweite öffentliche Gesundheit darstellten, die Charakterisierung spezieller besorgniserregender Varianten (Variants of Concern, VOC) und unter Beobachtung stehender Varianten (Variants of Interest, VOI), um Prioritäten für die weltweite Überwachung und die Forschung zu setzen und letztlich über eine Entscheidungsgrundlage für die laufende Reaktion auf die COVID-19-Pandemie zu verfügen. Derzeit empfehlen die von der WHO einberufenen Experten, die SARS-CoV-2-Varianten mit Buchstaben des griechischen Alphabets zu bezeichnen, z. B. Alpha, Beta, Gamma, Delta, Kappa usw. 
 

BESORGNISERREGENDE VARIANTEN (VOC):
Eine VOC ist definiert als eine Variante, für die Hinweise auf eine erhöhte Ansteckungsgefahr, schwerere Krankheitsverläufe (z. B. vermehrte Behandlungen im Krankenhaus oder Todesfälle), signifikant verminderte Neutralisierung durch Antikörper aus früheren Infektionen oder Impfungen, geringere Wirksamkeit von Therapien oder Impfstoffen oder das Versagen von Diagnosemethoden vorliegen. Mit Stand vom 27. August 2021 werden die folgenden Varianten von der WHO als VOC angesehen:
 

VARIANTENLINIE WHO-BENENNUNG   URSPRUNGSORT
B.1.1.7   Alpha   Vereinigtes Königreich
B.1.351 Beta  Südafrika
P.1 Gamma  Brasilien
B.1.617.2 Delta Indien

         
UNTER BEOBACHTUNG STEHENDE VARIANTEN (VOI):
Ein SARS-CoV-2-Isolat ist eine unter Beobachtung stehende Variante (Variant of Interest, VOI), die nachweislich innerhalb von Gemeinschaften übertragen wird/zu vermehrten COVID-19-Fällen/Clustern führt oder in mehreren Ländern nachgewiesen wurde; ODER von der WHO in Absprache mit der WHO SARS-CoV-2 Virus Evolution Working Group aus anderen Gründen als VOI eingestuft wird.
 

VARIANTENLINIE WHO-BENENNUNG   URSPRUNGSORT
C.37 Lambda Peru
B.1.621 Mu Kolumbien

Laut dem WHO COVID-19 Weekly Epidemiological Update vom 5. Oktober 2021 wurden bislang weltweit in 195 Ländern, Territorien oder Gebieten Fälle der Alpha-Variante gemeldet. Fälle der Beta-Variante wurden in 145 Ländern und Fälle der Gamma-Variante in 99 Ländern gemeldet. Die Delta-Variante wurde bis zum 5. Oktober in 192 Ländern in allen sechs WHO-Regionen gemeldet.


Das Auftreten von leichter übertragbaren Varianten in Verbindung mit der Lockerung und dem ungeeigneten Einsatz von gesundheits- und gesellschaftspolitischen Maßnahmen und der zunehmenden gesellschaftlichen Mobilität und Durchmischung sowie die geringe Durchimpfungsrate in einigen Ländern tragen zu hohen Inzidenzen, vielen Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei. Die epidemiologische Überwachung, Testprogramme und die Genom-Sequenzierung positiver Tests sind nach wie vor unzureichend, was die Fähigkeit der Behörden einschränkt, die Auswirkungen aktueller und künftiger Varianten rechtzeitig zu überwachen und zu bewerten.

Die besorgniserregende Variante (VOC) von SARS-CoV-2 (B.1.617.2), die als Delta-Variante bezeichnet wird, wurde erstmals Ende 2020 in Indien entdeckt. Man nimmt an, dass sie zu der extrem hohen Zahl von Fällen während der zweiten COVID-19-Welle in Indien beigetragen hat. Seither wurden in mehr als 192 Ländern Fälle von COVID-19 gemeldet, die durch die Delta-Variante hervorgerufen wurden. Ein Land, in dem sich die Delta-Variante festgesetzt hat, ist das Vereinigte Königreich. Seit der Entdeckung der ersten Fälle im Februar hat die Delta-Variante die sogenannte Alpha-Variante (B.1.1.7), die zuerst in Kent, England, entdeckt wurde und die ihrerseits bereits 43 bis 90 % ansteckender war als die vorher existierenden Varianten von SARS-CoV-2, rasch überholt. Die Delta-Variante macht derzeit mehr als 91 % der COVID-19-Fälle im Vereinigten Königreich aus und ist nach Angaben der britischen Behörden rund 60 % ansteckender als die Alpha-Variante. Andere Forscher haben jedoch errechnet, dass sie 30–100 % ansteckender sein könnte als die Alpha-Variante. Es gibt Studien, die zeigen, dass bei der Delta-Variante im Vergleich zur Alpha-Variante das Risiko für eine Krankenhauseinweisung etwa doppelt so hoch ist. Bei Menschen mit Grunderkrankungen war das Risiko für eine Krankenhauseinweisung noch höher.

Die COVID-19-Impfstoffe, die sich derzeit in der Entwicklung befinden oder bereits zugelassen sind, lösen eine breite Immunreaktion aus, an der verschiedene Antikörper und Zellreaktionen beteiligt sind. Mehrere klinische Studien zeigen, dass Impfstoffe nach zwei Dosen einen besseren Schutz gegen die Delta-Variante bieten als Teil- oder Erstdosen. Zu den neuen Varianten des SARS-CoV-2-Virus werden weitere Daten gesammelt und analysiert.

Impfstoffe sind ein entscheidendes Werkzeug im Kampf gegen COVID-19, und der Nutzen der bereits vorhandenen Werkzeuge für die öffentliche Gesundheit und ihre lebensrettende Wirkung sind durch wissenschaftliche Studien belegt. Wir dürfen das Impfen aufgrund unserer Besorgnis wegen neuer Varianten nicht aufschieben. Es ist vielmehr medizinisch äußerst ratsam, sich impfen zu lassen, um gegen das SARS-CoV-2-Virus einschließlich seiner Varianten geschützt zu sein.

Die Behörden empfehlen die schnellstmögliche vollständige Impfung aller Gruppen mit erhöhtem Risiko für schwere Verläufe von COVID-19, um das Risiko von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen zu verringern. Um so schnell wie möglich maximalen Schutz zu erreichen, wird empfohlen, dass Personen mit dem höchstem Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 möglichst schnell nach der Verabreichung der ersten Impfdosis auch die zweite Dosis erhalten.

Der Schlüssel ist die Verhinderung der Ausbreitung an der Quelle. Die aktuellen Maßnahmen zur Vermeidung von Ansteckung – häufiges Händewaschen, das Tragen von Masken, Abstandhalten, gute Belüftung und das Meiden von Menschenmengen und Zusammenkünften in geschlossenen Räumen – wirken neuen Varianten entgegen, da sie die Übertragung der Viren und damit auch die Gelegenheiten zur Entstehung von Virusmutationen reduzieren.


Laut ECDC-Empfehlung sind nicht-pharmazeutische Maßnahmen (wie körperliche Distanzierung, Hand- und Atemwegshygiene, Verwendung von Gesichtsmasken usw.) zur Reduzierung des Risikos einer SARS-CoV-2-Übertragung wesentliche Elemente der gesundheitspolitischen Reaktion auf COVID-19. Daher sollten diese Maßnahmen weiterhin gelten, eingehalten und an die lokale epidemiologische Situation, die Durchimpfungsrate in der Bevölkerung und die Prävalenz von VOC angepasst werden.


Weltweit empfehlen Behörden die Ausweitung der Impfstoffproduktion und möglichst schnelle und umfassende Impfungen als entscheidende Maßnahmen, um die Menschen zu schützen, bevor sie mit dem Virus in Berührung kommen und dem Risiko neuer Varianten ausgesetzt sind. Laut WHO ist der gleichberechtigte Zugang zu COVID-19-Impfstoffen wichtiger als je zuvor, um die weitere Entwicklung der Pandemie zu stoppen. Wenn eine größere Zahl von Menschen geimpft ist, wird die Weitergabe des Virus voraussichtlich abnehmen, sodass weniger Mutationen entstehen werden.

Bislang sind die Belege für die Notwendigkeit von Auffrischungsimpfungen im Anschluss an die Erstimpfungs-Serie noch sehr begrenzt und liefern kein eindeutiges Ergebnis.

 

Mit Unterstützung der Strategic Advisory Group of Experts (SAGE) on Immunization und ihrer Arbeitsgruppe für COVID-19-Impfstoffe prüft die WHO weiterhin die sich abzeichnenden Erkenntnisse zur Notwendigkeit und dem richtigen Zeitpunkt einer Auffrischungsimpfung der derzeit verfügbaren COVID-19-Impfstoffe, die eine Notfallzulassung erhalten haben. Die vorliegenden Informationen spiegeln den aktuellen Kenntnisstand bezüglich der Wirksamkeit und dem Angebot von Impfstoffen zum Zeitpunkt der Aktualisierung wider.


WHO-Definitionen: Die folgenden Definitionen und Begriffe werden von der WHO in ihren Empfehlungen zur COVID-19-Impfung verwendet. Dieser Hinweis betrifft nur Auffrischungsimpfungen.

  • Auffrischungsimpfungen werden einer geimpften Population verabreicht, die eine primäre Impfserie (derzeit je nach Produkt eine oder zwei Dosen eines COVID-19-Impfstoffs) abgeschlossen hat, wenn die Immunität und der klinische Schutz mit der Zeit unter einen Wert fallen, der in dieser Population als ausreichend betrachtet wird.
    • Ziel einer Auffrischungsimpfung ist es, die nicht mehr als ausreichend angesehene Wirksamkeit eines Impfstoffs wiederherzustellen.

       
  • Zusätzliche Dosen eines Impfstoffs können als Teil einer erweiterten Primärserie für Zielgruppen erforderlich sein, bei denen die Immunreaktionsrate nach der Standard-Primärserie als unzureichend erachtet wird.
    • Ziel einer zusätzlichen Dosis im Rahmen der Primärserie ist es, die Immunreaktion zu optimieren oder zu verstärken, um einen ausreichenden Schutz gegen die Krankheit zu erreichen.
    • Bei immungeschwächten Personen gelingt es oft nicht, nach einer Standard-Primärserie eine schützende Immunreaktion aufzubauen, aber auch ältere Menschen können schlecht auf eine Standard-Primärserie ansprechen.
       

Begründung für die Verabreichung von Auffrischungsimpfungen

Das derzeitige Hauptziel der Impfung in der COVID-19-Pandemie ist nach wie vor der Schutz vor Krankenhauseinweisungen, schweren Verläufen und Todesfällen. Daher sind Auffrischungsimpfungen möglicherweise nur dann erforderlich, wenn sich im Laufe der Zeit ein unzureichender Schutz vor diesen Krankheitsfolgen herausstellt.


Wie stark die Immunität nachlässt und wie notwendig eine weitere Dosis eines Impfstoffs ist, kann je nach Impfstoff, Zielpopulation, zirkulierendem SARS-CoV-2-Virus, insbesondere bei besorgniserregenden Varianten (VoC), und der Intensität der Exposition unterschiedlich sein. Bei einigen Impfstoffen wurden in einigen Ländern eingeschränkte Indikationen für Auffrischungsimpfungen in die Fachinformation zum Produkt aufgenommen.


In einer Zeit anhaltender globaler Impfstoffknappheit sind Gleichstellungsüberlegungen auf nationaler, regionaler und globaler Ebene nach wie vor von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass Gruppen mit hoher Priorität in allen Ländern geimpft werden können. Die Verbesserung der Durchimpfungsrate bei der Erstimpfung sollte Vorrang vor Auffrischungsimpfungen haben.


Die Einführung von Auffrischungsimpfungen sollte streng evidenzbasiert und auf die Bevölkerungsgruppen mit dem größten Bedarf ausgerichtet sein. Die Begründung für die Verabreichung von Auffrischungsdosen sollte sich an Hinweisen auf eine nachlassende Wirksamkeit des Impfstoffs orientieren, insbesondere an einer Abnahme des Schutzes vor schweren Verläufen in der Allgemeinbevölkerung und in Hochrisikogruppen, oder an einer zirkulierenden VoC. Bislang gibt es nur begrenzte Erkenntnisse über die allgemeine Notwendigkeit einer Auffrischungsdosis nach einer Erstimpfung, und diese Erkenntnisse sind nicht schlüssig.