Hermann Josef Strenger
Er war der erste Vorstandsvorsitzende von Bayer, der nicht ausgebildeter Chemiker war. In seiner Amtszeit von 1984 bis 1992 trieb er die Internationalisierung des Unternehmens weiter voran und suchte den Dialog mit der Öffentlichkeit über die chemische Industrie.
Hermann Josef Strenger, der am 26. September 1928 in Köln geboren wird, startet seinen beruflichen Werdegang von Anfang an bei Bayer. Schon sein Vater ist Mitarbeiter des Konzerns, in dem der Sohn 1949 mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann seine Karriere beginnt. Bis 1954 ist er in den Farbenfabriken Bayer in Leverkusen vor allem für den Verkauf von Chemikalien zuständig. Erste Auslandserfahrungen kann Strenger bereits als 25-jähriger in Brasilien sammeln. Von 1954 bis 1957 leistet er in São Paulo Pionierarbeit im Vertrieb von Farbstoffprodukten.
Bereits ein Jahr nach seiner Rückkehr nach Leverkusen übernimmt er die Verantwortung für den Vertrieb von Kunst- und Gerbstoffen bei der schwedischen Tochtergesellschaft AB Anilin Kemi in Göteborg. Ab 1961 arbeitet Strenger als Abteilungsleiter für Lackrohstoffe wieder in Leverkusen. 1963 wird er zum damals jüngsten Prokuristen ernannt. Ab 1970 übernimmt er bis zu seinem Wechsel in den Vorstand im Jahr 1972 die kaufmännische Leitung des Geschäftsbereichs Polyurethane. Als Vorstandsmitglied ist er u. a. als Sprecher verschiedener Kerngeschäftsbereiche, Ressorts und Regionen tätig. Dazu gehören die Bereiche Farben und Polyurethane, Pflanzenschutz, Beschaffung und der regionale Markt Lateinamerika.
In der Stärkung der divisionalen und finanziellen Strukturen des Unternehmens sieht Strenger den Schwerpunkt seiner Aufgaben, als er 1984 den Vorstandvorsitz von Dr. Herbert Grünewald übernimmt. So werden die etablierten Geschäftsgebiete durch umfangreiche strategische Akquisitionen ausgebaut. Das traditionell hohe Niveau des Forschungsetats überschreitet unter seiner Führung erstmals die Grenze von drei Milliarden Mark. Die Forschungsaktivitäten konzentrieren sich vor allem auf Neuentwicklungen in den Bereichen Polymere, Ingenieurkeramik, Pflanzenschutz und Pharmazeutika.
Die positive Geschäftsentwicklung während Strengers Amtszeit als Vorstandsvorsitzender geht mit einem breit angelegten Umweltschutzprogramm einher. So prägt er eine Unternehmensphilosophie in der Ökologie und Ökonomie zu gleichrangigen Zielen erklärt werden. Unter seiner Führung beschloss Bayer, den ,Aufbau Ost‘ nach der Wiedervereinigung Deutschlands mit Investitionen und der Schaffung von Arbeitsplätzen am Standort Bitterfeld zu unterstützen.
Von 1992 bis 2002 sitzt Strenger dem Aufsichtsrat der Bayer AG vor. Zwischen 1987 und 1993 leitet er das Kuratorium der Carl-Duisberg-Gesellschaft. Die Hermann-Strenger-Stiftung zur Förderung internationaler Berufserfahrung wird 1989 aus Anlass seines 40-jährigen Dienstjubiläums gegründet. Strenger, der bis zuletzt in Leverkusen lebte, bleibt dem Bayer-Konzern bis zu seinem Tod am 13. September 2016, kurz vor der Vollendung seines 88. Lebensjahres, als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats verbunden.