- Gesundheit bei Bayer
-
Pharmaceuticals
- Behandlungen & Therapien
- Innovation & Technologien
- Cell and Gene Therapy
-
Nachhaltigkeit
- Charta über den Patientenzugang
- Führungsperspektiven
- Stärkung des Zugangs zu Gesundheitsversorgung
-
Frauen weltweit stärken
- Boosting Family Planning Usage through Digital Channels
- Capacity building: Addressing Root Causes through Partnerships
- Impact at Scale: The Challenge Initiative
- Promoting Awareness: World Contraception Day (WCD) & the Your Life Campaign
- Providing Accessible and Affordable Contraceptives
- Enabling Family Planning in Humanitarian Settings
- Verbesserung Umgang mit nicht übertragbaren Krankheiten
- Sicherstellung nachhaltiger Produktversorgung
- Delivering Better Cancer Care
- Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten
- Transparenz
- News & Stories
- Persönliche Gesundheit
- Eine Nebenwirkung melden
- Vorsicht Fälschung
Nsubuga Bruhan, Imam und Local- Council-Vertreter in Kikoma, Distrikt Buikwe, Uganda
Bitte erzählen Sie uns ein bisschen von sich.
Ich heiße Nsubuga Bruhan, habe eine Ehefrau und bin mit 10 Kindern gesegnet. Im Rahmen meiner täglichen Arbeit beaufsichtige ich über 50 Moscheen im Distrikt Buikwe1 hier in Uganda. In einem der Dörfer bin ich ein gewählter Vertreter des Local Council2 , das sich in Kikoma befindet – einem der Teildistrikte von Buikwe. Hier bin ich seit 24 Jahren auch Vorsteher einer Moschee.
Als der Imam kann ich mit meiner Gemeinde auf einer persönlicheren Ebene interagieren und durch meine Führungsaufgabe im Council vertrete ich ihre Belange. Als Council arbeiten wir in Partnerschaft mit lokalen Gemeinden und Organisationen – darunter öffentlicher Sektor, Gemeinwesen und Privatwirtschaft – an der Verbesserung der Dienstleistungen und Lebensqualität für die Menschen, die in diesen Gemeinden leben. Ich freue mich, wenn ich tatkräftig helfen kann, und dank dieser beiden Rollen habe ich einen starken Bezug zu den Bewohnerinnen und Bewohnern meiner Region.
Ich bin mit einer Ehefrau verheiratet und Vater von zehn Kindern.
War Familienplanung ein Thema, über das man in Ihrer Jugend gesprochen hat?
In meiner Jugend, Anfang der achtziger Jahre, wurde nicht öffentlich über Familienplanung gesprochen, nicht einmal außerhalb des Hauses, im Kontakt mit meinen Altersgenossen. Und da niemand über Familienplanung sprach, waren wir auf das angewiesen, was man uns sagte. Solche Gespräche wurden erst geführt, als wir schon erwachsen oder verheiratet waren.
Wie wichtig ist Ihrer Ansicht nach Familienplanung für Sie und Ihre Gemeinde und warum?
Ich muss gestehen, dass ich einer derjenigen war, die nie etwas von Verhütung hören wollten. Als Heranwachsender dachte ich, dass Gespräche rund um Familienplanung und Verhütung am besten im Privaten, in einer Klinik oder im Schlafzimmer hinter verschlossenen Türen geführt werden sollten.
Als Vorsitzender der Gemeindeverwaltung kümmere ich mich darum, dass Kinder zur Schule gehen, weil ihre Eltern dafür kein Geld haben. Die meisten lassen ihre Kinder sogar in der Obhut ihrer alternden Großeltern. Daher wusste ich, dass die Gemeinde für das Thema sensibilisiert werden musste, damit die Menschen verstehen, welche Vorteile die Familienplanung mit sich bringt und welche Gefahren der Verzicht darauf hat – für mich als Individuum, die Familie, die Gemeinde und das Land. Schließlich kann sich das Land mit guter Planung und Aufklärung gegen künftige Bevölkerungsprobleme wappnen.
Eines Tages kamen Village Health Teams3 in unsere Gemeinde und führten im Rahmen einer bunten und lauten Veranstaltung ein sehr öffentliches Gespräch darüber, wie wichtig Familienplanung ist und wie wir als Männer dazu beitragen können. Die Dorfältesten waren aufgeschlossen und unterstützten die Idee und so wurde für uns ein Schulungsforum organisiert, mit dem das Bewusstsein für das Thema geweckt werden sollte.
Während der Schulung gab es lebhafte Diskussionen zwischen uns und den Village Health Teams. Sämtliche Vorteile der Familienplanung wurden uns erklärt und verständlich gemacht. An diesem Punkt wurde mir bewusst, dass mehr Menschen in meiner Gemeinde diese Informationen brauchten – sie sollten zum eigenen Handeln befähigt werden. Nach und nach stellten wir eigene kommunale Teams zusammen, die gemeinsam mit den medizinischen Einrichtungen im Umkreis die Informationen zu den Leuten bringen sollten. Bei ihren Aktionen halten sie offene Kondome für den Mann und die Frau, Antibabypillen, Verhütungsspritzen sowie Implantate und Spiralen hoch, während der Gesundheitsberater über das Megafon den jeweiligen Nutzen und die Nebenwirkungen erklärt.
Wenn man ungeplant Kinder zeugt, dann wird man wahrscheinlich viele Kinder haben, die keinen Zugang zu guter Bildung bekommen und zu einer Last für die Familie, Gemeinde und das Land werden können. Wie bereits erwähnt, ist es für manche Eltern schwierig, für ihre eigenen Kinder zu sorgen, wenn sie sie ungeplant bekommen.
Meine Tür ist jetzt stets offen für alle, die gerne Auskunft über Familienplanung hätten. Ich habe Broschüren und ich weiß, wie ich die Fehlinformationen über Verhütung ausräumen kann. Wir müssen unseren Leuten und Gemeinden beibringen, welche Verantwortung sie haben.
Was bedeutet Familienplanung für Ihr Leben?
Ich bin in einem sehr ländlichen und wirtschaftlich verarmtem Teil von Uganda aufgewachsen und es hat mich schon immer interessiert, wie sich Gemeinden aktiv für eine Verbesserung ihrer Lebensumstände einsetzen können. Ich ahnte nicht, dass dabei die Familienplanung einer Rolle spielen würde. Mit der Zeit konnte ich eindrucksvolle Veränderungen beobachten: Wenn beispielsweise eine Familie in der Lage ist, ihren Kindern eine Schulausbildung und eine berufliche Laufbahn zu ermöglichen und das für sie zu tun, was ich meinen zehn Kindern leider nicht ermöglichen konnte. Im Fall meiner eigenen Familie war ich es, der meine Frau zur Familienplanung anregte, weil es für sie gesundheitlich einfach zu viel war. Ich wollte auch nicht noch mehr Kinder haben – es ist schließlich nicht leicht, für sie zu sorgen. Meine Frau versuchte mir zu sagen, dass sie Dinge von Freundinnen gehört hatte, die ihr Angst vor Verhütungsmitteln machten. Aber ich sprach mit ihr darüber und am Ende war sie einverstanden. Seit sie verhütet, hat sie keinerlei Probleme gehabt. In unsere Familie ist Ruhe eingekehrt.
Die Schulung hat mir die Augen geöffnet. Wir wurden in dem Bewusstsein groß, dass wir alle Kinder bekommen können, die Gott uns schenkt. Ich habe jedoch begriffen, dass das falsch war, und das zeigte sich in meiner Familie und dem Leben, das ich mir für sie wünschte. Die Belastung wird mit jedem Kind größer.
Als überzeugter Optimist glaube ich, dass Familienplanung für mich Seelenfrieden bedeutet, weil sie einiges an Druck wegnimmt. Ein Paar kann so viele Kinder bekommen, wie es mit Unterkunft, Bildung, Ernährung und medizinischer Betreuung versorgen kann.
In meinem Fall wollte ich sichergehen, dass ich alles mir Mögliche tue, um meine 10 Kinder abzusichern. Meine Frau konnte diese Last nicht mehr tragen. Was ich ihr gesagt hatte, sage ich auch vielen anderen Menschen, und gemeinsam haben wir uns von den alten Geschichten freigemacht, die gegen Familienplanung vorgebracht wurden.
Wie haben Sie Ihre Gemeindemitglieder/die muslimische Gemeinde dazu gebracht, Familienplanung zu akzeptieren?
Die Village Health Teams arbeiten jetzt mit uns zusammen. Wir führen häufig Gespräche innerhalb der Gemeinde und lassen sie auch bei unseren Versammlungen zu, damit Familienplanung mehr Menschen nähergebracht wird. Wir haben eigene, in der Gemeinde ansässige Personen ausgewählt, die Informationen verbreiten und Dienste anbieten.
Ich hoffe, dass Familienplanung auf breiter Ebene Akzeptanz erfährt, und nutze meine Rolle als Gemeindevorsteher, um Berührungspunkte zu schaffen, an denen außerhalb des Gesundheitssystems tätige Entscheidungsträger (aus Bildung, Religion, Ernährung, Landwirtschaft usw.) zusammenkommen, um uns zu unterstützen und Systeme einzurichten, die den Zugang zu guter Gesundheitsarbeit im Bereich Familienplanung erleichtern.
Ich sage meinen Gläubigen, dass Gott uns Weisheit und Kraft gibt, Entscheidungen zu treffen, die ihnen zum Vorteil gereichen. Gott hat uns die Verantwortung gegeben, unser Urteilsvermögen zu nutzen und maßvoll Liebe zu geben. Ich sage ihnen, dass sie über ihre Familien nachdenken sollen. Es ist keine Sünde, weniger Kinder zur Welt zu bringen, als man versorgen kann.
Jedes Mal, wenn ich eingeladen werde, im Radio oder bei Versammlungen des Local Council zu sprechen, ermuntere ich die Zuhörer, sich überall für Familienplanung und das Wohlergehen unserer Mädchen und Frauen stark zu machen. In dieser Gemeinde begehen wir auch einmal im Jahr den Kikoma-Tag4 Dabei kommen alle Söhne und Töchter der Gemeinde zusammen, um Kontakte zu pflegen und über die Erfolge und Herausforderungen ihrer Gemeinde zu sprechen. Ich nutze diesen Tag, um die Menschen über die Vorteile der Familienplanung aufzuklären.
Welche Art von Fortschritt würden Sie im Bereich der Familienplanung gerne sehen?
Wir brauchen noch mehr Angebote und Informationsaustausch in der Familienplanung und unsere Gemeinde muss aufgeklärt werden. Wir möchten, dass mehr Gespräche in der Gemeinde geführt werden und dass medizinische Fachkräfte zu uns kommen und mit uns sprechen.
Haben Sie einen Rat für Ihre Gemeindemitglieder und - vorsteher?
Vor allem möchte ich mich beim Gesundheitsministerium und der TCI (The Challenge Initiative) für die Zusammenarbeit und die Schulung bedanken. Es ist nicht nur unerlässlich, dass verschiedene Gruppen zur Erfüllung des Bedarfs im Bereich Familienplanung beitragen, sondern auch wichtig, sektorübergreifende Bezüge zu finden, um den Bedürfnissen der Jugend auf ganzheitliche Weise gerecht zu werden.
Ich wünsche mir, dass Familienplanung nicht länger ein heikles Thema ist, das nur hinter verschlossenen Türen besprochen wird, sondern zu einem wesentlichen Bestandteil unseres staatlichen Gesundheitspakets wird. Auf kommunaler Ebene appelliere ich an die Eltern – insbesondere die Frauen, weil sie die Last der Kindererziehung tragen – Verhütungsmittel zu akzeptieren. Männer sollten offen sein für Gespräche über die Reproduktionsgesundheit ihrer Frauen. Und den anderen religiösen Oberhäuptern, meinen Kollegen, möchte ich sagen: Nirgends steht geschrieben, dass Familienplanung eine Sünde ist. Wir sollten wissen, dass wir nicht alles Gott überlassen können, sondern selbst unser Leben in die Hand nehmen müssen. Zu guter Letzt müssen die Entscheidungsträger unseres Distrikts und des Landes der Familienplanung die gebührende Priorität einräumen, weil es ein sehr wichtiges Anliegen ist.
Wenn wir nicht für unsere Kinder und Familien planen, dann ist unser Land verloren und selbst die Religion wird untergehen. Denn wenn unsere Kinder nicht geplant sind und keine Ausbildung erhalten, dann hat unser Land keine Zukunft.
Können Sie uns Beispiele für Initiativen nennen, die Sie auf den Weg gebracht oder betrieben haben, um sich in Ihrer Gemeinde oder mit anderen Führungspersönlichkeiten für Familienplanung einzusetzen?
Wir hatten das Glück, an der Seite der Oberhäupter anderer Glaubensgemeinschaften – auch über unsere muslimische Gemeinde hinaus – zu arbeiten. Wir betreiben zahlreiche Sensibilisierungskampagnen und klären unsere Gemeinden über Vorteile der Familienplanung auf. Ich nehme auch an verschiedenen Diskussionen mit den Mitgliedern der örtlichen Verwaltung teil. Wir haben um Unterstützung gebeten, damit innerhalb der Gemeinde verstärkt Gespräche geführt werden, bei denen es um die Gesundheits- und Sozialdienste in unserem Distrikt geht.
- 1Ein Local Council, eine Art Gemeinderat, ist eine Ebene der nationalen Regierung, die administrativen Zwecken dient.
- 2Ein Local Council, eine Art Gemeinderat, ist eine Ebene der nationalen Regierung, die administrativen Zwecken dient.
- 3Village Health Teams werden üblicherweise als freiwillige kommunale Gesundheitsarbeiter bezeichnet, die in ihren Gebieten Gesundheitsdienste erbringen.
- 4Kikoma-Tag ist eine feierliche kulturelle Veranstaltung des Local Council, die Gelegenheit zum Austausch über Errungenschaften und Probleme in der Gemeinde bietet.
Für mehr Informationen zu Religion und Familienplanung: Hans Rosling spricht auf dem TEDxSummit in Doha, Katar, über weitere Daten im Zeitverlauf und aufgeschlüsselt nach zwischen Religionen – Video unten.