Halten Sie einen CO2-neutralen landwirtschaftlichen Betrieb für denkbar?

Wir tun das

Der Klimawandel zwingt uns alle, unseren Umgang mit Kohlenstoff zu überdenken. Doch für Landwirte ist dieses Thema sogar noch wichtiger als für die meisten anderen. Wie wird der landwirtschaftliche Betrieb der Zukunft uns helfen, und dem Ziel der CO2-Neutralität näherzukommen?

ClimateChange
CO2-Neutralität

Dieses Schlagwort steht für das wachsende Bedürfnis der Menschheit, die Emissionen zu senken, den Klimawandel umzukehren und in die Zukunft der Erde zu investieren. Als Bevölkerungsgruppe, die untrennbar mit dem Verhältnis der Menschheit zu ihrem Planeten verbunden ist, sind Landwirte in einer einzigartigen Position, das Ziel der CO2-Neutralität voranzutreiben. Die kleinsten Veränderungen der Jahreszeiten und Wettermuster können immense Folgen für das Leben und den Lebensunterhalt eines Landwirts haben. Daher ist es nicht überraschend, dass sich alle Augen auf die Landwirtschaft richten, wenn es darum geht, das klimaschädliche CO2 zu reduzieren und zu entfernen. Wir für unseren Teil Doch selbst die verbindlichsten Schritte, mit denen wir unser Ziel einer CO2-neutralen Landwirtschaft erreichen wollen, können abstrakt und schwer nachvollziehbar erscheinen. Wenn wir den möglichen Beitrag der Landwirtschaft auf dem Weg zur CO2-Neutralität wirklich verstehen wollen, sollten wir uns nicht vorstellen, was es heißt, etwas weniger zu tun. Wir sollten uns stattdessen den CO2-neutralen Landwirtschaftsbetrieb der Zukunft vorstellen.

A close up of a plant in the ground.
Wie sieht ein CO2-neutraler Landwirtschaftsbetrieb eigentlich aus?

Erstaunlich klein.

Große Veränderungen beginnen mit Landwirtschaftsbetrieben, die weniger Fläche haben – aber nicht weniger Ehrgeiz. Im Laufe der letzten 80 Jahren haben die Innovationen in der Landwirtschaft es den Erzeugern ermöglicht, dieselbe Menge an Nahrungsmitteln auf immer weniger Fläche zu gewinnen. In den heutigen Reihenkulturen kann daher pro Hektar im Vergleich zu 1940 die sechsfache Menge an Mais produziert werden. Experten nennen diesen Prozess „nachhaltige Intensivierung“ – und er ist unverzichtbar, um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, ohne dabei die Ressourcen der Erde zu erschöpfen. Denn wenn auf derselben Fläche Land mehr angebaut werden kann, sinkt der Druck, weitere Flächen landwirtschaftlich zu erschließen – etwa Wälder und bewaldete Flächen, die als „Kohlenstoffsenken“ dienen.

Kleinwüchsiger Mais (rechts) wächst tiefer als der Boden, wodurch er stabiler wird und bei starkem Wind weniger wahrscheinlich reißt. Dank seiner Höhe können die Landwirte den Pflanzenschutz in der Spätsaison direkt aus der Luft auf die Pflanze sprühen.

Beeindruckend effizient.

Natürlich haben sich die landwirtschaftlichen Innovationen, durch die Erzeuger höhere Erträge auf derselben Fläche erwirtschaften können, nicht einfach zufällig ergeben. Bereits seit Menschengedenken versucht man, mit weniger Einsatz ertragreichere Ernten zu erzielen. Heute arbeiten wir kontinuierlich daran, den CO2-Fußabdruck von Nutzpflanzen zu senken. Hierzu bringen wir neue, ertragreichere Nutzpflanzen auf den Markt, die weniger Raum zum Wachsen brauchen, dem Klimawandel trotzen und zum Überleben weniger natürliche Ressourcen verbrauchen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Hybridreis. Er kann direkt in Trockenfelder gepflanzt werden, anstatt ihn erst aus ineffizienten, gefluteten Reisfeldern umzusetzen. So lassen sich erhebliche Mengen Wasser (und CO2) einsparen.

 
Folglich weist dieser Hybridreis einen deutlich kleineren CO2-Fußabdruck auf als traditionelle Sorten.

 

Bei Nutzpflanzen, die bereits ressourceneffizient sind, besteht weiteres Optimierungspotenzial. Wenn das Saatgut bereits bei Eintreffen auf dem landwirtschaftlichen Betrieb gegen einige der größten Bedrohungen für Nutzpflanzen geimpft ist, müssen die Landwirte in der Anbauphase seltener Pflanzenschutzmittel einsetzen. Dies senkt wiederum die Emissionen des landwirtschaftlichen Betriebs – ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur CO2-neutralen Landwirtschaft.

Hochgradig vernetzt.

Ein reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist das eine – doch wie steht es um die Fälle, in denen Landwirte überhaupt keine Pflanzenschutzmittel benötigen? Wenn die spezifischen Bedürfnisse einer Pflanze vollkommen im Dunklen liegen, ist ein übermäßiger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln unvermeidlich. Wenn wir den die CO2-Emissionen der Landwirtschaft aber reduzieren wollen, brauchen wir Erkenntnisse darüberzu, was welche Nutzpflanze wann benötigt. Technologien wie Climate FieldView™ geben Landwirten einen klaren Überblick dazu, was ihren Feldern fehlt – und zwar so präzise, dass es ganz einfach wird, die richtigen Produkte am richtigen Ort einzusetzen. Integriert man solche Produkte in andere vernetzte Technologien, so lassen sie sich zudem unkompliziert und mit hoher Treffsicherheit anwenden

In CO2-neutralen landwirtschaftlichen Betrieben sieht Effizienz etwas anders aus: Der Boden wird weniger intensiv bearbeitet und somit sehen die hochproduktiven Felder etwas weniger akkurat aus.

Und vielleicht ein bisschen ... unordentlich.

Der Landwirtschaftsbetrieb der Zukunft mag effizient und vernetzt sein – die makellosen Felder, die Sie sich jetzt vielleicht vorstellen, entsprechen jedoch nicht der Realität. Der erste Eindruck kann sogar ziemlich unordentlich sein. Dies liegt daran, dass einige der effektivsten CO2-effizienten Verfahren im Instrumentarium der Erzeuger anz anders sind als das gängige Alltagsgeschäft. Verfahren wie die Direktsaat („No-Till“) und die Streifensaat („Strip-Till“) verlangen von Landwirten, auf den häufigen Traktoreinsatz auf dem Feld zu verzichten, der früher ein fester Bestandteil der Feldpflege war. Daher spricht man auch von konservierender Bodenbearbeitung. Die konservierende Bodenbearbeitung senkt nicht nur die Abhängigkeit der Landwirte von fossilen Brennstoffen, sie kann darüber hinaus die Gesundheit des Bioms im Boden massiv verbessern helfen und damit auch die Abhängigkeit von kommerziellen Pflanzenschutz- und Düngemitteln reduzieren. Perfekt bestellte, akkurate und ordentliche Felder geraten also womöglich langsam aus der Mode. Doch diese „unordentlicheren“ Felder mit ihrer höheren Biodiversität sind eine echte Investition in die Zukunft.

 

Der Anbau von Zwischenfrüchten ist ein weiteres klimafreundliches Verfahren mit einem echten Mehrwert. Werden Zwischenfrüchte angebaut, anstatt die Felder zwischen Ernte und Neuaussaat brachliegen zu lassen, so ziehen diese Pflanzen tatsächlich CO2 aus der Atmosphäre und speichern sie unterirdisch. Dies hilft, CO2-Emissionen entgegenzuwirken, und stärkt den Boden durch Nährstoffe, nützliche Mikroben und gesunde Wurzelsysteme. Letztlich kann dies sogar dazu führen, dass Jahr für Jahr gesündere Cash Crops geerntet werden können. Im Bemühen um eine CO2-neutrale Landwirtschaft werden so gleich zwei Erfolge erzielt: Bestehende CO2-Emissionen werden umgekehrt und gleichzeitig wird künftigen Emissionen entgegengewirkt.

Zwischenfrüchte wie Gerste helfen auch außerhalb der Saison, CO2 im Boden zu speichern, und unterstützen so ein reicheres Leben im Boden.

Diese klimafreundlichen Verfahren sind äußerst sinnvoll für unseren Planeten – und zunehmend auch für die Erzeuger. Im Rahmen seiner Bemühungen, die CO2-Emissionen der Landwirtschaft zu senken, belohnt Bayer Landwirte, die auf konservierende Bodenbearbeitung oder den Anbau von Zwischenfrüchten setzen. Im Rahmen des Bayer Carbon Program können für Felder in den USA, Brasilien und der EU, auf denen diese Verfahren bereits jetzt oder künftig eingesetzt werden, Vorteile und Anreize beantragt werden. So wird genau die intelligente Agrarwirtschaft gefördert, die wir auf unserem Weg in eine CO2-neutrale Zukunft benötigen.

Denn wenn Innovationen auf landwirtschaftlichen Betrieben es Erzeugern ermöglichen, ihre Ziele zu erreichen und zu einem geringeren CO2-Gehalt in der Atmosphäre beizutragen, wird das Leitbild der „CO2-Neutralität“ mehr als nur ein viel diskutiertes Thema – es wird ein greifbares Ziel, an das wir alle glauben können.

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