Biografien

Gerhard Domagk

gerhard-domagk.jpg Gerhard Domagk wird 1895 als Sohn eines Lehrers in Lagow, in der Mark Brandenburg geboren. Bereits als 20-jähriger wird der spätere Nobelpreisträger durch Kriegserlebnisse mit den vermeintlichen Grenzen der Medizin konfrontiert. So werden erfolgreiche Operationen zu dieser Zeit noch häufig durch tödlich endende Infektionskrankheiten wie Wund- oder Gasbrand begleitet. Die antiseptischen Eigenschaften der damals üblichen Mittel Chlorwasser und Karbolsäure wirken zu kurzfristig, um diese Krankheiten wirksam bekämpfen zu können.

 

Domagk besteht 1914 seine Reifeprüfung an der Oberrealschule in Liegnitz und nimmt im selben Jahr sein Studium der Humanmedizin an der Universität Kiel auf. Nach kriegsbedingter Unterbrechung beendet er sein Studium dort 1921 mit der Promotion. Seine Habilitation erfolgt 1924 am Pathologischen Institut der Universität Greifswald.

 

Professor Heinrich Hoerlein wird 1927 auf die Habilitationsschrift Domagks mit dem Titel „Die Vernichtung von Infektionskrankheiten durch das Retikuloendothel und die Entstehung des Amyloids“ aufmerksam und holt den jungen Wissenschaftler in die Pharmaabteilung nach Elberfeld. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, bakterielle Infektionen chemisch zu bekämpfen, stößt Domagk 1932 auf den Wirkstoff Dimethyl-benzyl-dodecyl-ammoniumchlorid, der als 10%ige Lösung unter dem Namen Zephirol auf den Markt kommt. Die intensive bakterientötende Wirkung und die gute Hautverträglichkeit machen Zephirol rasch zu einem unverzichtbaren und universal einsetzbaren Hautdesinfiziens, das auch heute noch bei der Hände- und Instrumentendesinfektion zum Einsatz kommt.

 

Ermutigt durch die Erfolge bei der Vernichtung von Erregern außerhalb des Körpers, sucht der Forscher nach der Möglichkeit, Bakterien auch im Körper bekämpfen zu können. Auf der Grundlage der bakterientötenden Eigenschaften von Sulfonamidgruppen in Azofarbstoffen betreibt Domagk intensive Forschungsarbeit.
In Versuchen erweist sich das Präparat D 4145 als erfolgversprechend bei der chemotherapeutischen Behandlung von Streptokokken-Infektionen.
Nach weiterer zweijähriger Forschung hat Domagk einen hochwirksamen Wirkstoff entwickelt, der 1935 unter dem Namen Prontosil auf den Markt kommt. Mit dem Präparat können erstmals auch schwerste Kokkeninfektionen erfolgreich bekämpft werden. Todesfälle durch Krankheiten wie Hirnhautentzündung, Kindbettfieber und Lungenentzündung gehen drastisch zurück. Die Entdeckung des Prontosils ist ausschlaggebend dafür, dass der Wissenschaftler 1939 den Nobelpreis für Medizin zugesprochen bekommt. Die offizielle Urkunde kann Domagk jedoch erst nach Kriegsende entgegen nehmen, da das Hitler-Regime das Nobelpreiskomitee boykottiert und deutsche Wissenschaftler den Preis nicht annehmen dürfen.

 

Auch bei der schwierig zu bekämpfenden Lungentuberkulose zeichnen sich dank der intensiven Forschung Domagks bald weitere Erfolge ab. So entwickelt er Mitte der 50er Jahre im Wissenschaftlichen Hauptlabor in Leverkusen eine außerordentlich gut verträgliche Kombinationstherapie.

 

Gerhard Domagk starb am 24. April 1964 an den Folgen einer Herzinsuffizienz.