Biografien

Carl Duisberg

carl-duisberg_0.jpg  Eine Karriere als Chemiker und langjähriger Generaldirektor der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. ist Carl Duisberg nicht vorherbestimmt. Der am 29. September 1861 in Wuppertal Barmen geborene Duisberg entstammt eher bescheidenen Verhältnissen. Wäre es nach dem Vater gegangen, so hätte Duisberg die kleine Bandwirkerei übernommen, die der Großvater gegründet hatte und an die eine kleine Landwirtschaft angeschlossen war. Dass alles anders kommt, verdankt Duisberg seiner ersten Chemiestunde. Hier wird der Grundstein für seine lebenslange Begeisterung für die Chemie gelegt. "Ich will Chemiker werden", teilt der Tertianer anschließend seiner Mutter mit. Sie wird diesen Entschluss nachhaltig auch gegen die Pläne des Vaters fördern.

 

So ermöglicht sie dem begabten Sohn den Besuch des Gymnasiums. Nach seinem Abitur 1878 erfolgt zunächst auf Wunsch des Vaters eine Ausbildung an der Fachschule für Chemie der Gewerbeschule in Wuppertal Elberfeld. Die auf zwölf Monate angelegte Ausbildung kann Duisberg bereits nach acht Monaten beenden.

 

Sein Chemiestudium beginnt Duisberg zunächst in Göttingen. 1880 wechselt er nach Jena an den Lehrstuhl von Prof. Anton Geuther. Bereits 1882 kann er das Studium mit einer Promotion über Acetessigester abschließen.

 

Nach kurzer Arbeitslosigkeit und einer schlecht dotierten Privatassistenzstelle bei Prof. Geuther meldet sich Duisberg als Einjährig-Freiwilliger beim Ersten Bayerischen Leibregiment in München. Neben seinem Militärdienst arbeitet der Chemiker auf halber Stelle am Institut des berühmten Chemikers Prof. Adolf von Baeyer.

 

Die eigentliche Karriere Duisbergs beginnt mit einem Vorstellungsgespräch bei Carl Rumpff, dem Vorstandsvorsitzenden der Farbenfabriken Bayer. Rumpff, der begabte junge Chemiker sucht, um "Erfindungen zu machen", bietet Duisberg 1883 zunächst einen befristeten Forschungsauftrag an der Universität Straßburg an. Gemeinsam mit Duisberg stellt Rumpff zwei weitere Forscher ein: Martin Herzberg und Oskar Hinsberg. Alle drei Chemiker sind vor allem durch wichtige Erfindungen im Farben- und Pharmabereich von großer Bedeutung für die Entwicklung des Unternehmens. So steht z. B. der Name Hinsberg für die Entwicklung des Phenacetin, das erste Pharmaprodukt in der Firmengeschichte.
Auch in anderer Hinsicht ist die Beziehung zu Rumpff für Duisberg entscheidend. Bei ihm lernt er seine zukünftige Frau Johanna Seebohm, die Nichte des Vorstandsvorsitzenden, kennen.

 

Am 29. September 1884, seinem 23. Geburtstag, erhält Duisberg endgültig eine Festanstellung bei Bayer. Bereits zwei Monate später kann das erste Patent auf den Namen Duisbergs angemeldet werden. Vier Jahre später erhält er Prokura, 1900 wird er zum Vorstandsmitglied gewählt, und von 1912 bis 1925 leitet er den Konzern als Generaldirektor.

 

Carl Duisberg ist eine der zentralen Figuren in der Geschichte des Bayer Konzerns und der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie insgesamt. Sein Einfluss auf nahezu alle Entwicklungen in den einzelnen Konzernzweigen ist maßgeblich für den Fortschritt von Bayer auf dem Weg zum Weltkonzern. Allem voran gilt die Gründung, Planung und der generalstabsmäßige Aufbau des Standortes Leverkusen als Meilenstein in seinem Lebenswerk. Gemeinsam mit Carl Bosch ist Duisberg der Gründungsvater der I.G. Farbenindustrie AG.

 

In Erinnerung bleiben auch die sozialen Leistungen des Konzernlenkers. Unter seiner Ägide werden in den Bayer-Werken der Neun-Stunden-Tag eingeführt und die Lebensbedingungen der Arbeiter umfassend verbessert. Duisberg gilt als Prototyp eines neuen Unternehmertypus, dessen unternehmerisches Selbstverständnis geprägt ist von der sozialen Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber. Mehrere Stiftungen, wie z. B. die Dr. Carl-Duisberg-Stiftung für das Auslandsstudium deutscher Studenten, sowie die Benennung zahlreicher Straßen nach ihm erinnern bis heute an sein Werk.

 

Als Duisberg im März 1935 stirbt gibt es kaum eine Ehrenbezeugung, die ihm nicht zuteil wurde: in seiner Biographie finden sich zahlreiche Ehrendoktortitel, Ehrenbürgerschaften und Ehrensenatorentitel. In einem Nachruf der Londoner Times heißt es: "Sein Land verliert mit ihm einen Mann, den man als den bedeutendsten Industriellen ansehen kann, den die Welt bisher gehabt hat."