Landwirtschaft im Wandel

Die nächste Generation ist bereit

Eine große Menschenmenge bei einem Konzert.

Bis 2050 müssen fast zehn Milliarden Menschen ernährt werden. Schwindende Ressourcen gefährden die landwirtschaftliche Produktion. Die Nahrungssicherung ist weltweit eine große Herausforderung: Lösungsansätze wurden beim Youth Ag-Summit diskutiert.

 

Vom 9. bis zum 13. Oktober versammelten sich 100 engagierte, junge Menschen aus 49 Ländern auf dem Youth-Ag-Summit in Brüssel. Das Ziel: nachhaltige Lösungen finden für die Ernährungssicherung. Bayer und die belgischen Landwirtschaftsvereinigungen Groene King und Fédération des Jeunes Agriculteurs organisierten das Ereignis. Junge Führungskräfte im Alter zwischen 18 und 25 Jahren werden dort bestärkt, für drei Säulen der modernen Landwirtschaft einzustehen: Nachhaltigkeit, Innovation und Führungsqualität. Die Teilnehmer wurden zuvor aus 1.200 Bewerbern ausgewählt, anhand ihrer Leidenschaft, Originalität der Ideen und Essays über Lebensmittelsicherheit.

 

Mit einem Aufruf, Armut zu beenden, die Erde zu schützen und Frieden und weltweiten Wohlstand zu sichern, bildeten die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen die Basis der Diskussionen. Alles vereinte sich unter dem Schirm des Zero Hunger-Themas. Die Teilnehmer identifizierten ihre wichtigsten Nachhaltigkeitsziele, mit denen sie Lebensmittelsicherheit unterstützen wollen. Diese reichten von Geschlechtergleichheit über Klimaschutz zu verantwortungsbewusster Produktion und Konsum. In Zehnergruppen sammelten die Teilnehmer Ideen, mit denen sie die Ziele konkret angehen können. Ihr Anreiz bei der Vorstellung der Ergebnisse: Drei dieser Projekte würden danach weiter von Bayer finanziell unterstützt werden.

 

Achtung, fertig – Innovation!

caleb-harper.Der Gipfel war von Anfang an arbeitsintensiv. Simon Pampena, Moderator und bekannter Mathematiker, führte die Woche bei den Teilnehmern als „Olympiade der Veränderung“ ein. In seiner Eröffnungsrede ermutigte Liam Condon die Beteiligten, sich auf die „echten Probleme in der realen Welt“ zu konzentrieren. Eine einfache Lösung werde es nicht geben. „Langfristige Veränderungen erreichen wir nur, wenn wir sie im Kern festigen“, so Condon. Im Laufe der Woche trat eine Reihe internationaler Experten aus den Bereichen Bürgerinitiative, Forschung und Entwicklung, Regierungspolitik und Finanzhilfe auf die Bühne. Die Experten berichteten, wie sie bereits Veränderungen bewirkt haben. Darunter waren Vorträge von Professor Louise O. Fresco, Leiterin der Universität Wageningen, über Nahrungsmittel der Zukunft sowie von Hugh Evans von Global Citizen darüber, wie Führungskräfte an einem Strang ziehen. Die diesjährigen Redner zeigten den Teilnehmern auch, wie sie am besten zusammenarbeiten. Caleb Harper vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) fasste zusammen: „Wer ein großes Problem lösen möchte, braucht viele Menschen, um gemeinsam daran zu arbeiten.“

Ein Mann in einem blauen Hemd spricht in ein Mikrofon.
Wir sollten über unsere gemeinsamen Werte sprechen, damit sich mehr Menschen in der Landwirtschaft engagieren.
Sam Coggins
,
Teilnehmer Sam Coggins aus Australien

Mit dieser Botschaft im Hinterkopf sollten sich die Teilnehmer ‚drei kleinen Dingen‘ annehmen, um das Thema Ernährungssicherung in ihrem eignen Umfeld zu verankern. Das konnte eine direkte Maßnahme sein, wie beispielsweise einer landwirtschaftlichen Konversation auf Twitter beizutreten. Die Teilnehmer konnten aber auch ein längerfristiges Ziel verfolgen, wie zum Beispiel Kampagnen in Schulen starten. Diese Aktionen sind Schritte, um mehr Menschen zu erreichen, betonte der australische Teilnehmer Sam Coggins: „Wir müssen über unsere gemeinsamen Werte sprechen, damit sich mehr Menschen in der Landwirtschaft engagieren. Anstatt zu sagen: ‚Ich liebe Ackerboden’, sollten wir sagen: ‚Ich kümmere mich um die vielen Kinder, die jeden Tag hungern.’ Wenn wir anfangen, über die Landwirtschaft als ein Mittel zu sprechen, mit dem wir für unsere Werte kämpfen, interessiert sich auch die Öffentlichkeit dafür.“

 

Nah und live

richard-ashworth-tom-vandenkendelaere

Die jungen Teilnehmer besuchten während ihrer Zeit in Brüssel den Europäischen Ausschuss der Regionen. Dort hatten sie die Chance, mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments über die Zukunft der Landwirtschaft zu sprechen. Die Themen umfassten den Brexit, den Welthandel, neue Züchtungsmethoden und Agrarsubventionen. Außerdem erhielten die Teilnehmer eine personalisierte Videobotschaft vom EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Phil Hogan. Er hieß die Teilnehmer in Brüssel herzlich Willkommen und betonte, wie wichtig „intelligente und ambitionierte junge Menschen“ seien, die „Landwirtschaft auf einen neuen Weg bringen“. Diese Nachricht nahmen sich die Delegierten zu Herzen, sagt der bolivianische Teilnehmer Sergio Alejandro Urioste Daza: „Wir sind diejenigen, die zukünftige Entscheidungen treffen und müssen bereits jetzt damit anfangen.“

Nach ihrem Besuch der EU-Behörden lernten die Teilnehmer die operative Seite der Landwirtschaft kennen, indem sie Feldarbeit auf dem Hof ten Bosch verrichteten, einer Bayer ForwardFarm in der belgischen Provinz. Partner von Bayer wie Biobest, die Universität Gent, Inagro und CNH Industrial führten den Delegierten auf dem Hof wichtige Praktiken vor. Die Teilnehmer erkannten, wie Innovationen die Landwirtschaft verändern, um dabei die Tiergesundheit zu verbessern, die Biodiversität zu schützen oder die Gesundheit der Pflanzen zu kontrollieren.

 

Am Ende der Woche finalisierten die Teilnehmer ihr ‚Thrive for Change‘-Projekt. Jeweils zwei Vertreter jeder Gruppe präsentierten ihre Projekte einer Experten-Jury und den gleichaltrigen Kollegen, um für die Finanzierung ihres Projektes zu werben. Manche tanzten, andere zeigten Videos, eine Gruppe erzählte ihre Geschichte sogar mit Cartoons. Dabei zeigte sich auch die Vielseitigkeit der Projekte. Das Ziel der Delegierten: ältere Farmer an neue Technologien gewöhnen, oder die Verschwendung von Lebensmitteln reduzieren. Andere Gruppen wollten die Sichtweise junger Menschen auf landwirtschaftliche Berufe ändern. Die Entscheidung der Jury orientierte sich an der Stärke und langfristigem Potenzial der Ideen.

Den Hauptgewinn von 10.000 Euro gewann die Gruppe ‚AGRIKUA’ (‚Kua’ ist Suaheli für ‚wachsen’) für ihr Projekt gegen Geschlechterdiskriminierung. Dafür schlägt AGRIKUA eine Online-Plattform vor, auf der junge Frauen professionelle Entwicklungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft kennenlernen. Die Kanadierin Cassandra Hayward, Mitglied des ‚AGRIKUA’-Teams, erklärt: „Indem wir diesen jungen Frauen Perspektiven aufzeigen, können wir sie enorm stärken.“ Zusätzlich zu finanzieller und beratender Unterstützung wurden die zehn Mitglieder von ‚AGRIKUA’ erneut nach Europa eingeladen, um ihr Projekt Industrievertretern vorzustellen.

Gruppenweiter Erfolg

Bayer unterstützte die Realisierung von zwei weiteren‚Thrive for Change’-Projekten. Die Zweitplatzierten, ‚Seeds of Change’, werden ihre 5.000 Euro dafür nutzen, eine Basisorganisation junger, landwirtschaftlicher Experten in Schulen zu schaffen. Konsumenten und Produzenten sollen sich dadurch wieder annähern können. Mit dem dritten Platz gehen 3.000 Euro an die Gruppe ‚Imperfect Picks’. Ihre Cartoons sollen die Auffassung von Kinder positiv beeinflussen – darüber was ‚hässliche’ Früchte und ‚hässliches’ Gemüse sind. Die Jury-Mitglieder fanden alle Projekte inspirierend. Darunter auch das Projekt von ‚Powerful You’, deren Banking-App das Kaufverhalten der Konsumenten unterstützen soll. Die Gruppe #storyofAG wollte eine direkte Konversation zwischen Produzenten und Konsumenten starten. Ihre Idee war die Eröffnung eines Supermarktes voller innovativer Produkte – im Hintergrund würden dort Landwirte arbeiten.

 

Simon Pampea fasst zusammen: „Die Teilnehmer verlassen den Gipfel dieses Jahr als Gewinner. Alle unterstützen voller Hingabe den Wandel.“ Über die diesjährigen Gewinner sagt Fleur Wilkins, Leiterin Strategic Messaging und Executive Communications der Division Crop Science bei Bayer und Jury-Mitglied: „Die Kreativität, Intelligenz und Sorgfalt der präsentierenden Gruppen hat uns stark beeindruckt. Wir sind überzeugt, dass alle Teilnehmer des diesjährigen Youth Ag-Summit sich auch zukünftig für ein nachhaltiges Ernährungssystem einsetzen werden.“

 

Diese Beiträge bestehen natürlich nicht ausschließlich aus großen Projekten. Sie beinhalten auch die ‘drei kleinen Dinge‘, denen sich jeder Teilnehmer verpflichtet hat. Alle Delegierten verlassen den Gipfel mit neuen Zielen – unter anderem weniger Essen verschwenden und an Schulen über Nahrungssicherheit sprechen.

 

Die ‚drei kleinen Dinge‘ multipliziert mit 100 leidenschaftlichen Teilnehmern ergibt das Potenzial für sehr viel positive Veränderung.

6 Min. Lesedauer