Wien, 10. März 2022 – Unbehandelt kann eine Nierenschwäche schwerwiegende Auswirkungen haben. So ist die durch Chronisches Nierenversagen verursachte Sterblichkeit in den letzten Jahrzehnten pro Jahr um zumindest 4 Prozent gestiegen.3 Charakteristisch für eine chronische Nierenschwäche ist, dass diese länger als drei Monate andauert. Risikofaktoren sind Diabetes, Bluthochdruck und familiär bedingte Nierenerkrankungen. Tückisch an der Erkrankung ist, dass diese im Frühstadium nur unspezifische Symptome zeigt und somit erst spät diagnostiziert wird. Jedoch steigt auch schon im Frühstadium einer Erkrankung der Druck in der Niere an, der wiederum die Gefäßwände schädigen kann. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt, entsteht daraus eine Nierenfunktionsstörung und die Niere kommt nicht mehr ihrer Aufgabe nach, das Blut zu reinigen. In der schwersten Ausprägung, einem Nierenversagen, haben die Nieren die Funktion ganz eingestellt, sodass eine Dialyse oder eine Nierentransplantation der einzige Ausweg sind. Umso wichtiger ist es, die Erkrankung rasch und frühzeitig zu diagnostizieren. Die ÖGN fordert daher schon seit Jahren, die Nierenparameter bei RisikopatientInnen regelmäßig zu screenen und in die Vorsorgeuntersuchung aufzunehmen.
Forderung der ÖGN: Regelmäßiges Screening für HochrisikopatientInnen
Diabetes mellitus stellt eine der häufigsten Ursachen für Nierenversagen, die Folge einer spät oder nicht behandelten chronischen Nierenschwäche, dar. Laut österreichischem Dialyse- und Transplantationsregister (OEDTR) waren 23 Prozent der Menschen, die eine Dialyse benötigten, Menschen mit Typ 2-Diabetes.4 „So fordern wir, dass neben PatientInnen mit Diabetes mellitus, auch PatientInnen mit Hypertonie und Adipositas sowie Menschen, in deren Familien eine Nierenerkrankung aufgetreten ist, regelmäßig gescreent werden. Durch einfache diagnostische Maßnahmen kann effektiv und kostengünstig eine Progression der Nierenfunktionsverschlechterung verhindert oder auch verzögert werden. Ein frühzeitiges Screening kann hier die Häufigkeit von Erkrankungsfällen, die Sterblichkeit sowie die Kosten im Gesundheitssystem deutlich senken“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Marcus Säemann, Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie; Abteilungsvorstand 6. Medizinische Abteilung mit Nephrologie und Dialyse mit Ambulanzen, Klinik Ottakring.
Diabetes, Herz- und Nierenschwäche – wie kann das sein?
Diabetes, Herz- und Niereninsuffizienz sind eng miteinander verknüpfte Erkrankungen, die oft zusammen auftreten. Rund vier von zehn PatientInnen mit Herzschwäche erleiden auch eine Nierenschwäche und umgekehrt entwickelt einer von vier PatientInnen mit chronischer Nierenschwäche auch eine Herzschwäche. Gemeinsamer Risikofaktor ist oft Diabetes mellitus. Rund jeder zweite Diabetikerpatient erleidet eine Herzschwäche.5 Die diabetesbedingten Veränderungen führen dazu, dass sich die Durchblutung sowie auch die Funktion der Niere verschlechtern, es kommt zu einer Niereninsuffizienz. Darauf weist auch Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Abteilungsvorstand Innere Medizin, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz hin: „Jede zweite PatientIn, die an Diabetes mellitus leidet, erlebt im Laufe der “Diabetes-Karriere” eine chronische Nierenerkrankung. Geschätzt ist die Ursache des Nierenversagens bei einem Drittel der PatientInnen an der Dialyse dem Diabetes geschuldet. Durch eine frühzeitige Diagnose sowie einer strikten Blutzucker- und Blutdruckkontrolle können Nierenschäden verzögert und in Studien um mindestens 50 Prozent reduziert bzw. sogar verhindert werden.”
Bayer und AstraZeneca: Gemeinsam gegen Nierenschwäche
In Österreich ist geschätzt jeder Zehnte von einer chronischen Nierenerkrankung betroffen. Trotz der Häufigkeit dieser Erkrankung wird die Diagnose leider oft erst in späten Stadien gestellt. Der dabei entstehende irreversible Schaden könnte durch eine frühe Diagnose deutlich reduziert werden. Um das Bewusstsein und somit auch die Diagnoserate für chronisch entzündliche Nierenerkrankungen in der öffentlichen Wahrnehmung zu erhöhen und die Früherkennung im niedergelassenen Bereich zu stärken, sind die Unternehmen AstraZeneca Österreich und Bayer Österreich eine Kooperation eingegangen. Das Ergebnis ist die gemeinsame Disease Awareness Kampagne: „Die Niere leidet leise“. Diese wird wiederum von der Österreichischen Gesellschaft für Nierenerkrankungen (ÖGN) unterstützt. „Gerade bei einem Organ wie der Niere, die lange unerkannt leidet, zählt jeder Tag, um eine Dialyse oder eine Transplantation zu verhindern. […] Die Niere leidet leise. Schenken wir ihr deshalb trotzdem Gehör und achten wir auf unsere Nierengesundheit”, appelliert der Präsident der ÖGN, Prof. Dr. Marcus Säemann.
Diesen Appell und die Forderung, die Nierenparameter in die Vorsorgeuntersuchung zu integrieren, unterstützt auch Ursula Charwat, eine betroffene Patientin, die seit ihrer Kindheit chronisch nierenkrank ist und bereits zwei Nierentransplantationen erlebt hat: „Obwohl in meinem Fall bereits sehr früh Symptome auftraten, wurde die Diagnose erst nach einer Vielzahl an Arztbesuchen gestellt. Gerade wegen der wenig charakteristischen Symptome fehlt meiner Meinung nach aber auch oft das Verständnis der Öffentlichkeit für Nierenerkrankungen. Die Nierenerkrankung ist meist nicht nur für einen selbst unsichtbar, vor allem in den frühen Stadien. Auch Freunde und Familie sehen einem die Erkrankung oft nicht an, wodurch es umso schwerer ist, diese Erkrankung zu erklären. Ich begrüße daher diese Kampagne, um das Bewusstsein in der öffentlichen Wahrnehmung zu stärken und somit hoffentlich einen Beitrag dazu zu leisten, dass Nierenerkrankungen früher erkannt und therapiert werden. Was mir von Anfang an geholfen hat, mit meiner Erkrankung umzugehen, ist der Rückhalt aus der Selbsthilfegruppe. Diese Erfahrung möchte ich auch gerne weitergeben.“
*ÖGN – Österreichische Gesellschaft für Nephrologie
Referenzen
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https://www.nephrologie.at/wp-content/uploads/Zukunftsbericht_Nephrologie.pdf (zuletzt abgerufen am 04.03.2022)
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Shiba N, Shimokawa H. Chronic kidney disease and heart failure – Bidirectional close link and common therapeutic goal. J Cardiol 2011; 57(1):8-17.
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COR-M_FIN-AT-0007-1-03-2022